Der Tod ist in der Kinder- und Jugendliteratur schon lange kein Tabu mehr. Auch im Bilderbuch nicht. Als Allegorie ist er jedoch nicht so oft zu finden. In vorliegendem Bilderbuch tritt der Tod – wie auch schon in Die schlaue Mama Sambona direkt als Person in Text und Bild in Erscheinung. Der bekannte niederländische Autor Koos Meinderts schuf gemeinsam mit dem Sänger und Kabarettisten Harrie Jekkers eine in Versen erzählte Ballade von Macht und Angst. Darin hat ein König so große Angst vor dem Tod, dass ihn auch die Erklärungen seiner Gelehrten über das Wesen des Todes nicht beruhigen können. Er lässt den Tod gefangen nehmen. Von nun an muss niemand mehr sterben und damit auch niemand mehr über die Folgen seines Handelns nachdenken. Es entsteht eine angstfreie, gedankenlose Spaßgesellschaft, deren Festivitäten jedoch schon bald nicht mehr reizvoll genug sind. Gefährliche Spiele müssen her, Kriege werden zum Zeitvertreib geführt und das Land leidet unter Überbevölkerung. „Hundert Jahre darauf war alles wie Blei und man sehnte sich die Ruhe des Grabes herbei“, so die entscheidende Wende im Buch.

Rolf Erdorfs Übersetzung der gereimten Verserzählung lässt sich größtenteils gut lesen, einige Stellen jedoch wirken ausgesprochen ungelenk nachgedichtet, begründet in den verschachtelten Satzstrukturen. Der südafrikanische Illustrator Piet Grobler versetzt die Geschichte ins Tierreich und schafft mit leuchtenden Aquarellfarben und originellen, witzigen Bildideen (z.B. verschiedene Todesarten einiger Tiere oder die Darstellung des Todes selbst, die jedoch nicht verraten wird) einen schönen Kontrast zum ernsten Balladentext.

So ist ein anspruchsvolles Bilderbuch mit offensichtlichen Anspielungen auf aktuelle Zustände in modernen Gesellschaften entstanden.

Besonders der gesellschaftskritische Aspekt, sprich die Verdrängung des Todes aus dem öffentlichen Raum und damit dem öffentlichen Bewusstsein, ist eine wichtige Ergänzung zu den Veröffentlichungen mit eher individuell-psychologischen Fragestellungen. Somit ist der Text ein guter Ausgangspunkt für kontroverse Diskussionen. Diese könnten durch Groblers Illustrationen kontrastiert bzw. sinnvoll erweitert werden. Überdies böte sich mit älteren Kindern – wie bei Balladen überhaupt – auch vorliegender Text zu einer theatralischen Umsetzung an. Dazu könnte man – in Anlehnung an die Illustrationen – Tiermasken anfertigen.

(Der Rote Elefant 28, 2010)