Die Beerdigungen AG wird an einem Sommertag gegründet, an dem nichts passieren will, aber auch gar nichts. Bis Ester eine tote Hummel findet: „O wie traurig, o wie furchtbar, endlich passiert was.“ Ester ist die organisatorisch Versierte der Dreiertruppe. Sie steht mit beiden Beinen fest im Leben und hat daher auch vor dem Tod keine Angst. Nachdem das Insekt unter die Erde gebracht ist, gehen alle gemeinsam daran, die besten Beerdigungen der Welt auszurichten – für jegliche Tierkadaver, die so herumliegen. Ein Materialkoffer wird gepackt, die Aufgaben verteilt. Ester ist für das Graben verantwortlich, der Ich-Erzähler schreibt laut Ester „echt saugute Gedichte“: „Der Tod kommt plötzlich um viertel nach vier. Warum? Warum? Sag es mir.“ Der dreijährige Putte versteht nicht so recht, worum es beim Sterben eigentlich geht. Doch dann begreift er, dass ‚es’ unweigerlich auch ihn erwischen wird. Die geschäftstüchtige Ester setzt ihn für das offizielle Weinen am Grab ein. An diesem Nachmittag kommt so einiges unter die Erde … letztlich noch drei Heringe aus dem Kühlschrank. Bei Einbruch der Dämmerung sind die Bestatter müde, aber sehr mit sich zufrieden. Denn das waren eindeutig „die besten Beerdigungen der Welt“. Doch auf einmal erleben die Kinder Leben und Tod hautnah mit: Eine Amsel fliegt mit voller Wucht gegen das Fenster der Veranda: „Ich hatte noch nie jemand sterben sehen.“ Der Tod ist plötzlich ganz nahe, Tränen sind nicht mehr bloßer Bestandteil der Zeremonie: „Wir wurden alle von einer großen Heiligkeit ergriffen.“ Trotz des traurigen Erlebnisses endet die Geschichte mitten im Leben, das jeden Morgen neu beginnt: „Am nächsten Tag machten wir dann etwas ganz anderes.“
Das qualitativ überzeugende Kinderbuch erinnert in Art und Weise des Umgangs mit dem Thema und im Erzählton an schwedische Vorbilder von Astrid Lindgren bis Ulf Stark. Es ist beschwingt und traurig, alltäglich und besonders zugleich. Die Liebenswürdigkeit der Charaktere wird auch auf der Bildebene deutlich herausgestellt. Ester, mit aufrechtem Gang, das spitzbübische Gesicht voller Sommersprossen, sieht man die Führungsqualitäten ebenso an, wie die dichterische Zurückgezogenheit des Ich-Erzählers und die traurig-fröhliche Verständnislosigkeit Puttes, der den anderen als roter Punkt hinterher zottelt. Eva Eriksson gelingt es mit ihren grün-gelb-braun gehaltenen Aquarellzeichnungen insbesondere den Wechsel der Atmosphäre fühlbar zu machen. Die Bilder leben. Und nähern sich am Ende, wenn sie dunkler werden, der Erfahrung des Todes.
(Der Rote Elefant 25, 2007)