Als Oma seltsam wurde
Illustration: Eva Eriksson
Aus dem Schwedischen von Ole Könnecke
34 Seiten
ab 4 Jahren
€ 12,80

Das Autor-Illustratoren-Team Nilsson/Eriksson, bekannt aus „Die schönsten Beerdigungen der Welt“ (DJLP-Auswahlliste 2007), greift auch hier ein ernstes Thema auf eine Weise auf, welche Kindern eine angstfreie Annäherung ermöglicht. „Als Oma seltsam wurde“ beruht auf Kindheitserinnerungen des mehrfach preisgekrönten schwedischen Autors. Als 6-Jähriger erlebte er seine zunehmend verwirrter werdende Großmutter. Seine damals empfundene Hilflosigkeit will er heutigen Kindern ersparen, sie vorbereiten. Einfühlsam und kindgerecht lässt er seinen Ich-Erzähler davon berichten, wie er den Beginn der Erkrankung der Großmutter, vermutlich Demenz, erlebte. Nur kundige ärztliche Hilfe bringt Entlastung. Wichtig ist Nilsson auch die tragikomische Seite der Erkrankung: Verwechslungen von Familienmitgliedern, nicht nachvollziehbare Entscheidungen und Handlungen, wie z. B. das Verstecken von Geld an ganz kuriosen Orten. Das Schmunzeln über diese Absurditäten könnte zum Anlass zu befreienden Gesprächen genommen werden.

Eva Eriksson überhöht in einigen Bildern genau dieses Absurde. So kann man z.B. bei Betrachtung des Buchcovers an einen Banküberfall denken: Eine verschmitzt dreinschauende alte Frau  mit Taschen voller Geld in Begleitung eines Kindes mit Pfeil und gespanntem Bogen entfernen sich zügig von einer Bank, vor der recht ratlos dreinschauende Männer stehen. Absurd sind auch die Geld-“verstecke“: mit Geld gefüllte Schuhe stehen offen auf einem Regal, in jedem Speisekammerfach stapeln sich Geldscheine, Geldscheine ragen aus dem Nachttopf, später quellen sie aus allen Hosentaschen des Jungen. Trotz Komik nimmt die Künstlerin die emotionale Situation des Jungen sehr ernst. Stark wirkende emotionale Momente setzt sie ganzseitig ins Bild. Mit wenigen Strichen für Mimik und Gestik werden Stimmungen und Gefühle der Protagonisten sichtbar und verstärken so die Textvorgabe: die kleinen, verquollenen, nichts wiedererkennenden Augen der Oma nach dem Erwachen, ihre Schwäche, ihre Fassungslosigkeit, ihre Scham … Und immer zentral der Junge, der mit weit aufgerissenen Augen das Geschehen verfolgt: verwirrt, hilflos, angstbesetzt. Das Ende jedoch lässt hoffen. Nach erfolgreicher medikamentöser Behandlung planen Oma und Enkel schnell zum Alltag zurückzufinden, doch im Bild bleibt der Junge der Beschützer mit Pfeil und Bogen. Die starke Bildsprache ermöglicht gerade jüngeren Kindern die Geschichte zu verstehen, mitzuempfinden und nachzufragen. Für ältere Kindergartenkinder und Grundschüler bis zur 2. Klasse könnten nur die Bilder als Einstieg dienen. Dann erst folgen Lesestellen, erneut ergänzt durch die Illustrationen. Im Anschluss sollte unbedingt Zeit für ein Gespräch sein.

(Der Rote Elefant 27, 2009)