Frau Hund ist Künstlerin – und Kunst-Fan. In ihrem an Vincent van Goghs Schlafzimmer erinnernden Atelier portraitiert sie Herrn Hund mit – wie sollte es anders sein –Torte. Dies ist die Ausgangssituation des neusten Tortenabenteuers und – wie in den drei Vorläufern – beginnt alles bereits auf dem Cover. Da Kreativität anstrengt, schläft Frau Hund über ihren Kunst-Bildbänden ein und träumt …
Was folgt ist eine spannende „Tour-de-arte“ durch die moderne Kunstgeschichte, denn natürlich kommt es wieder zu einem Diebstahl. Abermals begeben sich Frau Hund und viele der bereits bekannten Charaktere auf die Jagd nach dem Räuber, die sie durch unterschiedliche Bilderwelten verschiedener Künstler führt.
Bereits zum vierten Mal nutzt Thé Tjong-Khing seine Tortenjagdidee, um eine spannende und überaus witzige Geschichte mit vielen kleinen Nebenhandlungen ganz ohne Text zu erzählen. Erneut gelingt es ihm, dieser Idee neue Aspekte hinzuzufügen und sie originell und anders als zuvor umzusetzen. Nach dem (DJLP-nominierten) „Hieronymus“ wendet sich Khing nun der modernen Kunst zu und schafft ein Kunstbilderbuch, das Lust auf Kunst und Kunstgeschichte macht.
Anders als bei der Bosch-Hommage überzeugt hier die Ausgangssituation. Der Traum als Handlungsort funktioniert dabei auf verschiedenen Ebenen. Einerseits als Möglichkeit der Verarbeitung: Frau Hund beschäftigt sich offenbar sehr intensiv mit unterschiedlichen Kunstrichtungen, die alle in ihre Traumwelt Einzug halten. Innerhalb des „Torten-Universums“ hat sie außerdem die Abenteuer der vorangegangenen Tortenjagden zu „verarbeiten“. Andererseits fungiert der Traum als Inspirationsquelle, denn am Ende entsteht aus all den Traumeindrücken ein neues – folgerichtig – surrealistisch anmutendes Kunstwerk.
Eindrucksvoll zitiert der Bilderbuchkünstler auf den einzelnen Doppelseiten Motive und künstlerische Techniken von Künstlern wie Dalí, Kandinsky und Rousseau und schmuggelt in die Landschaften Figuren von Chagall, Picasso und Haring ein, um nur einige zu nennen.
Die für Vor- und Nachsatz ausgewählten Bildausschnitte im Buch zu suchen, schult das Auge und vermittelt gleichzeitig die Namen der zitierten Künstler. Kopien der Originale und natürlich Torte würden einen Kunstunterricht für die Allerkleinsten perfekt ergänzen!
(Der Rote Elefant 35, 2017)