Geburtstag mit Torte
Illustration: Thé Tjong-Khing
Moritz Verlag, München, 2010
32 Seiten
ab 3 Jahren
€ 12,95

Dramatische Verfolgungsjagden mit vielen Nebengeschichten mach(t)en bereits „Die Torte ist weg“ und „Picknick mit Torte“ zum spannend-amüsanten Augenschmaus. Nun also Teil Drei. Die „Torten-Trilogie“ ist zum einen als inhaltlich verbundenes Werk zu betrachten, denn die wiederkehrenden Figuren bilden einen gemeinsamen Rahmen, aber jedes Einzelwerk ist auch in sich abgeschlossen.
Diesmal beginnt alles mit einer fast fertigen Geburtstagstorte, einem störenden Insekt, einem frechen Eichhörnchen, großer Wäsche, Malvorbereitungen, Hobbyfotografie und einem Kindergeburtstag – alles bereits auf dem Umschlag zu entdecken und von entscheidender Bedeutung. Wieder geht es um einen Diebstahl, jedoch ist diesmal nicht die Torte weg, sondern ein Geschenk. Dennoch ist die Handlung ohne Torte nicht denkbar, zumal sie am Ende des Buches ganz anders aussieht, als am Anfang …

Im Gegensatz zu den Vorgängern beschränkt sich Thé hier bis kurz vor Schluss nur auf einen Schauplatz: das Dorf als Lebensort bekannter, aber auch neuer Charaktere. Erst spät wird dem Betrachter für zwei Seiten ein Blick in den angrenzenden Wald gewährt, einerseits, um zu zeigen, was sich dort parallel abspielt(e) und anderseits, um Gelegenheit zu geben, das Buch mit einer völlig veränderten Ansicht des Dorfes zu beenden.

„Geburtstag mit Torte“ funktioniert fraglos ohne Vorgänger, sind diese aber bekannt, steigert dies das Vergnügen immens. Bereits Etabliertes wird aufgegriffen und fortgeführt: so stellt sich z. B. heraus, dass Herr Hund der Tortenbäcker ist, die Chamäleons eine gemeinsame Hütte bewohnen, das Hasenkind offenbar nicht nur heult, wenn es seinen Kuschelhasen verliert, Frau Katze möglicherweise wieder solo ist …
Aber Teil 3 ist insgesamt anspruchsvoller und komplizierter zu „lesen“. Die Doppelseiten sind zwar wieder in horizontale Ebenen unterteilt, die fortlaufend gut zu verfolgen sind, aber die Figuren springen diesmal stärker zwischen diesen Ebenen hin und her. Die vielen parallelen Handlungsstränge erfordern ständiges Vor- und Zurückblättern und es dauert lange, bis tatsächlich alle kleinen und größeren Erzählstränge extrahiert sind. Somit böte sich ein Vergleich mit den Vorgänger-büchern durchaus an: Welche Figuren sind bekannt, welche neu? Welche Figuren ziehen sich durch alle drei Bücher? Bleiben deren Charakterisierungen gleich oder ändert sich etwas zwischen Teil 1, Teil 2 und Teil 3? Wodurch unterscheidet sich die filmische Erzählweise?

Eine Schule des Sehens und eine Fundgrube für Anregungen zum Geschichtenerzählen bietet jeder Einzelband und bieten erst recht alle drei!

(Der Rote Elefant 29, 2011)