Cover: Tamara Bos; Papa, hörst du mich?
Papa, hörst du mich?
Aus dem Niederländischen von Ita Maria Berger
41 Seiten
ab 7 Jahren
€ 13,90

„Es ist schlimm, wenn ein Kind stirbt, sagt Oma. Mama sagt, dass es für eine Mutter das Allerschlimmste ist, wenn ihr Kind stirbt. Für ein Kind ist es auch schlimm, wenn der Vater stirbt. Vor allem wenn er so ein Vater war wie du.“

Für Polle ist es schlimm, dass sein Vater tot ist, aber: Noch ist der Vater da, noch ist er nicht „kremiert“, noch liegt er zu Hause im „Bett vom Krankenhaus“. Und so muss Papa doch erfahren, was mit ihm geschehen wird und was Polle darüber denkt, „was so passiert und was passiert ist“. Polle ist fest davon überzeugt, dass Papa ihn hört, selbst wenn er von gemeinsamen Erlebnissen berichtet, wo Papa nicht „so toll“ war.

Polles Du-Ansprache an den Vater ist seine Art, Abschied zu nehmen. Noch gehört der Vater selbstverständlich zum Familienleben, noch ist er daraus für das Kind nicht wegzudenken. Psychologisch vermittelt sich, dass die Dimension eines solchen Verlustes nicht nur für Kinder, aber für diese besonders, nicht rational zu fassen ist. Es braucht Zeit, um sich dem Nichtverstehbaren anzunähern. Mit dem und über den Toten zu sprechen, hilft beim Aushalten dieser (notwendigen) Zeit. Die Unmittelbarkeit der Ansprache, welche der Direktheit kindlichen Denkens entspricht und der Sprachrhythmus des Textes, geformt aus kurzen, prägnanten Sätzen, wirken berührend emotional, ohne jede Sentimentalität. Der kunstvoll gestaltete Erzählton ist kindnah in doppelter Weise: stimmig für den Ich-Erzähler und für den (kindlichen) Adressaten. Dazu und zur Gesamtwirkung des Buches tragen von Haeringens zurückhaltende Tuschezeichnungen nachhaltig bei. Farbpsychologisch nutzt die Illustratorin Blau und Rot. Damit färbt sie zwei gegnerische „Stratego“-Mannschaften ein, die bereits auf Vor- und Nachsatz Aufstellung nehmen. Gleichnishaft stehen diese Gegner für den Kampf gesunder und kranker Zellen im Körper des Vaters. So hat der Vater seine Krankheit dem Sohn anhand ihres gemeinsamen Lieblingsspieles „Stratego“ erklärt. In den Illustrationen gewinnt“ das beruhigende, kühle Blau, das ab Buchmitte den Text begleitet.

Betroffene Kinder (und Erwachsene) kann dieses Buch trösten, (noch) Nichtbetroffene kann es vorbereiten oder dazu anregen, nachzudenken über den Tod an sich und Ängste auszusprechen. Tröstend ist auch die Botschaft, dass jeder Mensch in Erinnerungen weiterlebt.

(Der Rote Elefant 31, 2013)