Die 11-jährige Pauline weiß nicht, was plötzlich los ist: Ihre beste Freundin Natascha zieht sich zurück und hängt lieber mit Langweilerin Leonie ab, ihr Vater faselt davon, dass Mutter verliebt sei und er das albern finde und Lukas aus der Nachbarklasse kreuzt verdächtig oft Paulines Weg. Dabei ist der Alltag gut geregelt und liebevolle Menschen sorgen dafür, dass Pauline souverän ihr Leben meistert: Von Montag bis Mittwoch lebt sie bei Papa und Jette und dem kleinem Jonathan, den sie nicht Halbbruder nennt, weil er ja ein ganzer Bruder ist. Von Donnerstag bis Montag lebt Pauline bei ihrer Mutter. Ihr gemeinsames Schreibtischzimmer ist Domizil für Heimarbeit und Hausaufgaben, ist Denkstube und Bibliothek. Aber Natascha muss ja unbedingt einem Jungen per Zettel mitteilen, dass sie in ihn verliebt ist. Warum bloß? Pauline nimmt verwirrt zur Kenntnis, dass Natascha nicht mehr zur Schule kommt und die Nervensäge Leonie offensichtlich mehr weiß als sie. Und Mutter bekommt rote Flecken am Hals, als Natascha unverhofft bei ihr auftaucht. Wer bitte ist Herr Stein? Und warum soll sie Mama nicht an einem „Papa-Tag“ aufsuchen, wenn doch Dringliches zu besprechen ist? Ja und dann ist da noch Lukas, der einen Hund hat und auf einer Schreibmaschine Reim-Gedichte für Pauline schreibt …

Tamara Bach, erfolgreiche Autorin von Jugendbüchern, legt ihr erstes Kinderbuch vor. Sie bleibt dicht an Paulines Gedanken- und Gefühlswelt, indem sie mit knappen Sätzen im Präsens erzählt und Raum für Leerstellen schafft. Das bewusst Nicht-Gesagte, typisch für Bachs Schreibstil, gehört dazu und kennzeichnet treffend Paulines beginnende Pubertät. Paulines Sinn für Sprache, für besondere Wörter und deren Klang, für Geschichten kleidet Bach in Sätze wie „Poesie ist ein Wort, das so schön ist wie das Ding, das es beschreibt.“ Letztlich liegt in dieser Begabung die Sicherheit, dass Pauline mit dieser „dämlichen Herzscheiße“ umzugehen lernt. Die als liebevolle Charaktere ausgestatteten Erwachsenen wirken dabei eher hilflos. Vor- und Nachsatz werden dem Buchtitel gerecht, denn dort finden sich lauter Wörter mit L. Diese könnten dazu animieren, weitere zu suchen und/oder mit ihnen neue Geschichten (um Pauline) zu ersinnen.

(Der Rote Elefant 37, 2019)