Tatu und Patu und ihre verrückten Maschinen
Illustration: Aino Havukainen
Aus dem Finnischen Elina Kritzokat
40 Seiten
ab 4 Jahren
€ 12,90

Aufstehmuffel werden per Guten-Morgen-Maschine gekitzelt, geschüttelt und mit dem letzten Schliff versehen in den Tag befördert. Jede ungeliebte Reinigungsaktion schlägt um in eine lustvoll-spielerische Putzorgie. Wimmel-Rettungs-Westen schützen Eltern und Kinder vor dem Abhanden-Kommen in übervollen Supermärkten. Ausgestattet mit Rechenschieber, Klebeband und Schraubendreher fügen die dafür verantwortlichen Erfinder Tatu und Patu Kurbeln, Räder, Haken, Schrauben, Schlüssel, Drähte, Lampen, Hebel, Tasten und vieles mehr zu Geräten und Maschinen zusammen. Der Künstler Jean Tinguely, bekannt für seine motorenbetriebenen Objekte, hätte seine helle Freude an den farbefrohen Erfindungen und den augenzwinkernden Ironisierungen menschlicher Schwächen.

Dieses Buch für die ganze Familie erhellt trübe Tage und lange Winter. Finnen wissen offensichtlich ein Lied davon zu singen bzw. unterhaltsame Comics dagegen zu erfinden. Humorvoll und geistreich treiben die finnischen Designer Havukainen und Toivonen ihre beiden Comic-Figuren zu absurden, herrlich hilfreichen und wunderbar (aber)witzigen Erfindungen, die das Leben leichter machen. Seite für Seite agieren Tatu und Patu in gelb-schwarzer Monteurkleidung oder führen in pinkfarbenen bzw. hellblauen Anzügen ihre Erfindungen vor. Jeder Idee gehört eine Doppelseite. Zwar muten diese wie technische Zeichnungen an, durch fröhliche Farben und witzige Kommentare jedoch wird ihr eigentlicher Charakter als phantasievolle Bildgeschichte deutlich. So wie sich die Erfindungen nicht gleichen, gleicht auch gestalterisch keine Seite der anderen. Eröffnet wird mit einem Flussbild, das Prozesse und Abläufe darstellt, beendet mit einem Wimmelbild, das zum spontanen Suchen einlädt. Dazwischen wiederholen sich Gestaltungselemente wie angeschnittene Notizzettel, Sprechblasen oder kleine Fenster. Insgesamt wirkt das Buch chaotisch-überbordend. Um das Vergnügen an den künstlerischen Ideen nachempfinden zu können, ist dem Betrachter zu raten, Seite für Seite mit viel Zeit anzuschauen. 

Der Text beschreibt in wenigen Zeilen die Erfindung, erläutert deren Aufbau anhand einer nummerierten Legende oder preist gern auch mal gereimt deren Vorteile. Nachteile werden nicht verschwiegen, wie bei der Schlüsselmütze: „im Nacken kann‘s zwicken, am Kinn kann’s drücken, der Kopf muss schwer tragen, der Blitz kann einschlagen.“ Da scheint was verbesserungswürdig!

Das könnte Kinder und Eltern ins Buch und zum Nachahmen locken: Bauen wir die Schlüsselmütze! (Nie wieder Schlüssel suchen!) Man nehme eine gepolsterte Gummikappe, schneide, bohre oder ritze Vertiefungen ins Material, befestige alle Schlüssel und schon kann man mit gesenktem oder geneigtem Kopf das Schlüsselloch erreichen. Ergänzend wäre die Vielfalt-Brille nachbauen, mit der Ursachen fürs Zwicken erforscht und abgestellt werden könnten.

(Der Rote Elefant 28, 2010)

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