Liebe geht durch den Magen! Eine daherrollende Kartoffel bringt den nachdenklichen Dackel Roger, der seinen Platz in der Welt sucht, auf eine Geschäftsidee: Pommes Frites. Schwups baut er einen alten Zirkuswagen zur mobilen Pommesbude aus, verkauft seine „weltbesten“ Fritten von Argentinien über China bis Sankt Schleckermaul, wird berühmt und seitens der Kunden weltweit geliebt … bis ihm diese Art „Liebe“ nicht mehr reicht. Auf der Suche nach dem wahren Sinn des Lebens findet er Pudeldame Charlotte, Herrin über ein Maiskolben-Paradies. Deren Verkaufsschlager mundet Roger so gut, dass er sich sofort in sie verliebt. Die Liebenden ziehen von nun an mit dem Foodtruck „Rogers und Charlottes PASTETENREICH“ durch die Lande, wobei ihre Kreation „Pâté Chinois“, bestehend aus Kartoffeln, Mais und Hackfleisch, beider Verbindung aufs Köstlichste abrundet. Happy End! Die so einfach anmutende Geschichte hat Hintersinn. Sie spielt auf amüsant-ironische Weise mit der Sehnsucht nach einem glücklichen Dasein, wobei es offenbar eines besonderen (Hunde)Spürsinns bedarf, um letztlich Erfüllung zu finden. Auf der Textebene bezieht die Geschichte ihren Witz aus einer häufig genutzten, aber immer wieder vergnüglichen Perspektivverschiebung. Dackel Roger, Alter Ego des kanadischen Künstlers Rogé, denkt aus der Hundeperspektive über die Menschen-Welt nach und spiegelt so bestimmte Absurditäten: „Wenn ich einen Hausmenschen hätte, würde ich ihm dann beibringen, Händchen zu geben? Wenn die Menschen Hunde wären, würden sie dann Hochhundehütten bauen?“ Überdies wird sprachassoziativ der Zirkuswagen auf „Vorderhund“ gebracht; „Hund-zu-Mund-Propaganda“ macht den Imbiss zum Stadtgespräch.
Obwohl Rogés Illustrationen ob ihrer Pastell- und Erdtöne eher harmonisch wirken, finden sich auch darin komische Überzeichnungen. Dazu gehören Genießer-Münder aus aller Welt, mittels einer gestreckten Architektur zu Hundehütten mutierende Menschen-Hochhäuser oder aber Dackel Rogers langer Hotdog-Körper sowie Charlottes Pudelkopf, der an aufgepoppten Mais erinnert. Das Buch animiert dazu, mit Kindern über die Hunde-Perspektive nachzudenken und dazu die großkopierte Illustration des zeitungslesenden Rogers zu nutzen. Warum liest ein Hund eine Menschen-Zeitung? Die Mutmaßungen lassen sich durch das Betrachten der Doppelseite ergänzen, auf der am lesenden Roger Kartoffeln vorbei kullern. Auf welche Weise könnten „Kartoffeln“ in die Zeitung kommen? Welche „menschlich gute Idee“ könnte Roger in den Sinn kommen?
(Der Rote Elefant 38, 2020)