Nach einem heftigen Streit mit seinem Ziehvater macht sich der zwölfjährige Jacob im Frühling des Jahres 1790 aus seinem Heimatdorf am Oberrhein auf den Weg nach Amerika. Mit einem kleinen Fischerboot will er rheinabwärts Rotterdam erreichen und sich von dort aus einschiffen. Jacob, der nach dem frühen Tod der Pflegemutter als Findelkind bei dem Fischer Bartholomäus Rapp aufwuchs, hat zu seinem älteren Pflegebruder Georg eine enge und liebevolle Beziehung. Aber Georg hat die Familie fünf Jahre zuvor verlassen und ist selbst nach Amerika ausgewandert. Nur einen Brief hat er geschickt, in dem er die „Neue Welt“ in leuchtenden Farben schildert und seine Angehörigen auffordert nachzukommen. In einer familiären Krisensituation, welche er durch ein Ungeschick selbst mit verursacht hat, entscheidet Jacob, Georgs Aufruf zu folgen. Seine Reisegefährten sind das gleichaltrige Bettlermädchen Amie und Jacobs Haustier, ein zahmes Schwein, das ihm wie ein Hund folgt. Auf dem gefahrvollen Wasserweg, der sie von der Gegend um Weisweil über Straßburg, Mainz und Köln bis nach Rotterdam führt, bestehen die Drei zahlreiche Abenteuer: Sie überwinden Stromschnellen, leben eine Zeitlang bei der Bande von Amies Mutter Rosina und begegnen in Mainz Georg Forster und dem jungen Alexander von Humboldt.
Petra Postert entwirft ein Zeit- und Gesellschaftspanorama der Zeit um 1800, die von einem starren Ständesystem, Armut und Ungerechtigkeit geprägt war. Jacob und Amie, die beide nicht die Schule besucht haben und weder lesen noch schreiben können, begegnen auf ihrer Reise Menschen unterschiedlicher Herkunft. Damit veranschaulicht die Autorin soziale Widersprüche und die Härte des kargen Alltagslebens. In die spannende Erzählung sind historische und landeskundliche Sachinformationen eingewoben; die vielgestaltige Rheinlandschaft wird vom Oberlauf bis zur Flussmündung beschrieben. Überwiegend wird in dritter Person aus der Sicht Jacobs berichtet, an mehreren Stellen kommt als eigenständiger Protagonist aber auch der Fluss zu Wort, der Jacobs Reise kommentiert. Sie wird anders enden als erhofft – und glücklicher als angenommen.
Geeignet ist das Buch für Leserinnen und Leser, die Freude an Abenteuergeschichten und an Sacherzählungen haben. Ausgehend vom Buch ließe sich über die dargestellte Zeit recherchieren: Wer wanderte nach Amerika aus und warum? Wie gestaltete sich die Reise auf einem Ozeandampfer ab Rotterdam? Und wer waren Georg Forster und Alexander von Humboldt?