„Tik“ – vielleicht das älteste Wort der Menschheit

Oder: Gab es eine Ursprache?

Wenn Digger endkrass dissen

Oder: Sprechen Jugendliche eine eigene Sprache?

So lauten Kapitelüberschriften des Buches, das sich jener Fähigkeit des Menschen widmet, die ihn einzigartig macht: sprechen, schreiben, lesen und verstehen zu können. Doch der Verfasser, Dolmetscher und Journalist, „entwarnt“: Zwar ist der Gegenstand sehr komplex, doch das Buch keineswegs hoch wissenschaftlich und nur wenigen zugänglich. Geboten wird ‚lediglich’ eine „Sammlung von Tatsachen und Überlegungen rund um die Sprache“ – dies allerdings klar strukturiert, überaus sachkundig und wissenschaftlich begründet.

Der lockere Stil weckt Interesse, hält die Spannung und macht gleichsam spielend wissender. Zwar sind Jugendliche die eigentlichen Adressaten, doch auch Erwachsene fesselt und bereichert das Buch ungemein. Der historische Bogen ist weit gespannt: von den Anfängen unserer Vorfahren miteinander zu kommunizieren bis in die Gegenwart, in der Spezialisten an Computerprogrammen tüfteln, um Texte in verschiedene Sprachen zu übertragen. Auf die Entwicklung von gesprochener und geschriebener Sprache geht Nützel anhand von Schwerpunkten ein, jeweils eingeleitet durch eine originelle Überschrift und pfiffige Fragestellung (s. o.). Es geht um die Beeinflussung von Sprachen untereinander, um verschiedene Arten von Schriften und Schreibweisen oder Versuche, künstlich eine ‚Weltsprache‘ zu schaffen. Ein Exkurs zur deutschen Rechtschreibreform macht (endlich einmal) verständlich(er), was diese soll und woran sie immer wieder scheitert. Eingeflochten sind kurzweilige Geschichten und Anekdoten, z. B. über die seltene Spezies der Sprachgenies. Ein Kapitel nimmt speziell Jugendsprachen ins Visier. Letzteres eignet sich natürlich besonders, junge Leute an das Buch heranzuführen. Einen Ansatz dafür bieten Tabellen, in denen nach Kenntnis und Bedeutung z.B. von „Komposti“ oder „rumlöffeln“ gefragt wird. Grafische Elemente, Fotos und Abbildungen des insgesamt auch sehr schönen Buches (mit Schutzumschlag) verleiten womöglich dazu, alte Schriften zu entschlüsseln, Geheimsprachen zu erfinden oder Übersetzungsfallen aufzuspüren. Internetadressen und die Bibliografie im Anhang ermöglichen denjenigen, die ganz und gar Feuer gefangen haben, sich noch umfassender und tiefgründiger mit dem Phänomen Sprache zu befassen.

(Der Rote Elefant 26, 2008)