Jesminder ist Inderin und lebt mit ihren Eltern und ihrer Schwester in London. Sie hat das Abitur mit Auszeichnung bestanden und soll Jura studieren. Ihrer eigenen Vorstellung nach wird sie Profi-Fußballerin. Ihre Mutter sähe sie außerdem gern mit einem netten, jungen, gutaussehenden Inder verheiratet, für den sie die perfekte Hausfrau spielen sollte: „Welche Familie will schon eine Schwiegertochter, die den ganzen Tag über’s Fußballfeld rennt, aber keine runden Chapattis backen kann?“ Schließlich wird Jesminder in eine Mädchen-Fußballmannschaft aufgenommen. Zum Training und zu Turnieren schleicht sie sich immer wieder unter Vorwänden und mit viel schlechtem Gewissen aus dem Haus. Ihre Zwickmühle ist offensichtlich: Fußball spielen ist das einzig Richtige, um sich selbst treu zu bleiben. Lügen und dadurch die Eltern verletzen jedoch sprechen dagegen. Aber der Fußball ist stärker.

Man muss nicht zwischen zwei Kulturen leben, um einen Gewissenskonflikt zu verstehen. Nicht so bekannt jedoch sind die familieninternen Konfliktpunkte, die mit Regeln und Bräuchen der indischen Kultur zusammenhängen: der Stellenwert einer Hochzeit, sozialer Status und Ansehen innerhalb der indischen Gemeinde Londons, die Stellung der Frau. Eine berufliche Emanzipation z. B. scheint durchaus erwünscht, aber trotzdem gehört die Frau in die Küche und zu ihren Kindern. Hier erhält man schon vertiefende Einblicke in eine fremde Kultur. Überdies ist die Geschichte originell und witzig erzählt. Narinder Dhami hat einen lockeren Erzählstil, der gut zu den Personen passt. (Sehr störend dagegen ist die scheinbar unkontrollierte Anwendung von Satzzeichen, hauptsächlich von Ausrufezeichen und verheißungsvollen drei Punkten).

Ein Einstieg in die Geschichte könnte die Redensart „Gute Miene zum bösen Spiel machen“ sein. Wann ist ein solches Verhalten angesagt? An ausgewählten Textstellen wird der Gewissenskonflikt Jesminders herausgearbeitet. Anschließend könnten die Teilnehmer mit Hilfe von gestalteten Masken und gegenläufiger Körpersprache verschiedene Gefühlslagen demonstrieren. Die jeweiligen Zuschauer erraten die echte und die vorgespielte Gefühlslage.

(Der Rote Elefant 23, 2005)