Unter den Wellen
Illustration: Xavier Salomó
Aus dem Spanischen von Nicola T. Stuart
68 Seiten
ab 6 Jahren
€ 15,00

Ein Sommertag am Meer. Ein Junge. Nicht viel los am Strand, aber es ist wunderbar! Begeistert läuft der Junge ins Meer. Weiter draußen in den Wellen trifft er auf einen anderen Jungen. Mit Schwimmring! Ist der nicht zu alt dafür? Ihr Kennenlernen beginnt freudig, läuft aber nicht so gut. Sie trennen sich. Der Schwimmring-Junge bleibt zurück, allein und traurig. Nichts mehr los auf den Wellen … aber, wie ist es eigentlich „unter den Wellen“? Der Junge verwandelt sich in einen Fisch, erkundet die Tiefen des Meeres und entdeckt einen Schatz, während seine Mutter zur gleichen Zeit panisch in den Wellen nach ihm sucht. Aber sie findet nur Max‘ Schwimmring. Plötzlich taucht Max japsend wieder auf, eine Perlenkette in der Hand. Der Strand-Junge beobachtet, wie die Mutter Max zum Strandtuch mit dem Rollstuhl trägt. Nun versteht er die Sache mit dem Schwimmring … Er geht zu Mutter und Sohn, und dann wird es doch noch ein richtig erlebnisreicher Tag.

An dem fast textlosen Bilderbuch des erfolgreichen spanischen Bilderbuchgespanns Meritxell Marti und Xavier Salomó beeindruckt, wie es beiden gelingt, das Thema Behinderung aufzugreifen, ohne es in den Vordergrund zu stellen. Nur ein Bildindiz weist darauf hin, die Tatsache selbst aber spielt für das Interesse der beiden Jungen aneinander bzw. deren Beziehung keine Rolle.

Insgesamt besticht das Buch durch eine klare Bildsprache. Dafür wurden größtenteils doppelseitige, aquarellierte Illustrationen, comicartige Bildfolgen und Figurenzeichnung verwendet, wobei einzelne gesprochene Worte, Rufe und knappe Dialoge in einige Illustrationen oder Bildfolgen eingearbeitet sind. Somit  wird die Geschichte vorrangig über die Bilder erzählt, worin jedoch die Perspektive zwischen den Akteuren wechselt, sodass überraschende Wendungen eintreten und über den Perspektivwechsel die Betrachter*innen nah an das Geschehen und an die Emotionen der handelnden Personen herangeführt werden.

Dieses Buch würde sich wunderbar eignen, um daraus einen Trickfilm zu machen. In Kleingruppen könnten Kinder sich für eine Perspektive (Junge vom Strand, Max, Max‘ Mutter) entscheiden und Texte schreiben, die dann live zu den Bildern eingelesen würden.

(Der Rote Elefant 38, 2020)