Mit „Gaten Tug!“ begrüßt Herr Mackerbenn, nein Beckermann, den Leser und eines ist damit gleich klar: er hat ein Problem! Denn seitdem er in einer Drehtür stecken blieb, hießen Mozzarellatomaten plötzlich Rozzamellamatoten, aus einer Entschuldigung wurde eine Entschludignug und alle nennen ihn nur noch den Wechstabenverbuchsler. Können die kleine Nina und ihre Mama dem verzweifelten Mann helfen?

Jeder kennt sie, die Versprecher, die in großer oder kleiner Runde für Gelächter sorgen. Mit dieser Erfahrung spielt Mathias Jeschke in seinem Buch, aber nicht nur damit. Gewandt jongliert er mit Sprache, ver-rückt Wörter und Buchstaben und schafft neue Begriffe, die manchmal schnell, manchmal weniger schnell im Kopf zurecht gerückt werden. Dabei verhehlt er nicht, in wessen Tradition er sich sieht; gleich zu Beginn bedankt er sich bei den Wortakrobaten Ringelnatz, Jandl, Schwitters, Morgenstern und Erhardt. Dem Illustrator Karsten Teich ist es gelungen, diese Fünf ganz nebenbei auftreten zu lassen – eine Überraschung für den erwachsenen Leser, der mit diesem Buch Kindern ab 5 Freude an Sprache und bewusstem Umgang damit nahe bringen kann.

Doch Jeschkes Buch erzählt auch vom Anderssein, vom Nichtverstehenwerden und hält am Ende nicht etwa die Heilung von der Wechstabenverbuchselei bereit, sondern zeigt, dass man nur Wege finden muss, um mit bestimmten Unzulänglichkeiten umgehen zu können. Wenn dann noch die Liebe ins Spiel kommt … „Oh, du meine kleine Schnimtzecke!“

Karsten Teichs Illustrationen ergänzen den Text hervorragend, sein schlacksiger Herr Beckermann verdreht seine allzu langen Gliedmaßen wie die Wörter, die fast auf jeder Seite schmunzelnden Figuren entsprechen der Wirkung, die der Text auf seine Leser hat.

Das Buch bietet eine Fülle von Anregungen, um Veranstaltungen ganz im Zeichen der Sprache zu konzipieren: Allein die Menge von wechstabenverbuchselten Wörtern, die im Buch geboten wird, füllt schon einige lustige Vorleserunden. Danach kann man sich gut selbst an der Entwicklung amüsanter Wortschöpfungen versuchen. Größeren Kindern kann man dann aufbauend auf Jeschkes und Teichs Buch den einen oder anderen Text der oben genannten Wortkünstler vorstellen und gemeinsam lesen.

(Der Rote Elefant 28, 2010)

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