„Was bin ich froh, dass ich nicht so hässlich bin wie du!“ Der aus dem Zoo entflohene Papagei ist überzeugt: Kein Tier im Wald ist so schön wie er. Alle, die ihm begegnen, verspottet er für ihr Aussehen. So kreischt er den Hasen an: „Du bist so lächerlich, deine Ohren schlackern herum, wenn du rennst!“ oder verhöhnt die Kröte: „Wie hässlich du bist, mit diesen glotzenden Augen“. Doch als der Papagei eines Tages dem Fuchs begegnet, erteilt dieser ihm eine Lektion. Der Papagei erkennt, dass wahre Schönheit nicht im Äußerlichen liegt.
Mit Der Spott-Papagei erzählen Ljerka Rebrović und Ivana Pipal eine fabelähnliche Geschichte mit klarer Botschaft und verweisen damit auf gesellschaftlich wichtige Themen wie Vorurteile und Schönheitswahn, aber auch die Notwendigkeit von Selbstakzeptanz, Respekt und Toleranz. Wunderbar, wie stoisch-selbstbewusst die vom Papagei herabgewürdigten Tiere reagieren: „Was du sagst, ist mir egal“, entgegnet ihm jedes einzelne. Erst die Begegnung mit dem jagdlustigen Fuchs ermöglicht dem selbstverliebten Papagei die Erfahrung und Erkenntnis: „Ich bin schon vielen Tieren begegnet und habe mich über sie lustig gemacht, weil ich dachte, ich sei schöner und besser als sie. Aber am Ende haben mich nicht die bunten Federn […] gerettet“.
Der klar strukturierte, reduzierte Text mit sich wiederholenden Wendungen erleichtert es Kindern, den moralischen Kern der Geschichte zu verstehen und vermittelt ganz nebenbei auch Wissen über die Besonderheiten der jeweiligen Tiere. „Ich bin ein Hase, und meine Ohren helfen mir zu hören, wenn Gefahr droht. […] Was bin ich froh, dass ich meine großen Ohren habe“, ist eine der Antworten.
Ivana Pipals farbkräftige Illustrationen in Mischtechnik mit dem auf allen Seiten leuchtenden, bunten Papagei sind ein Hingucker. Jede der Doppelseiten zeigt die Hauptfigur allein oder im Gespräch mit einem der Tiere: mal im Bildhintergrund am Teichufer oder seitenfüllend vor der Schnecke auf dem Zweig, wobei Pipal üppiges Grün der Natur in Kontrast zum Signalrot des Vogel-Federkleids setzt. Die sichtbaren Kreide- und Pinselstriche verleihen den Bildern Dynamik.
In einer bildkünstlerischen Werkstatt ließe sich farbenprächtig gestalten, wie der Papagei nach der Begegnung mit dem Fuchs den anderen Tieren wiederbegegnet. Ältere Kitakinder und Grundschüler der Schulanfangsphase dürften viel Freude am Nachspielen der Geschichte finden. Vielleicht entsteht sogar ein kleines Theaterstück?
