Inspektor Dilemma
Es fliegt was durch die Luft
Illustration: Meike Töpperwien
155 Seiten
ab 8 Jahren
€ 13,00

Im Inselstädtchen Sandig mit vielen „Bummeltouristen“ wurden die Kassenautomaten des neuen Parkhauses gesprengt. Endlich ein „richtiges Verbrechen“, zu dem Kriminalinspektor Ole Dilemma, assistiert von Hund Komma und Buchhändlerin Lilly Schleiche, mit seinem Lastenfahrrad Minna umgehend ermittelt. Er sichert Beweismittel am Tatort, befragt mögliche Zeugen im durch das Parkhaus verschatteten Rosenstieg, gräbt im Archiv … Als beim Feuerwerk zum Stadtfest die Automaten durch die porösen Decken des Parkhauses schießen und im Meer versinken, bestätigt sich Oles Verdacht auf eine raffiniert agierende „Automatensprengerbande“. Jedoch überführt er nicht deren Mitglieder, sondern die eigentlichen Übeltäter: den Bauunternehmer Filz und die Firma (K)ÜBEL-BETON.

Den subtil-subversiven Gehalt ihres Kinderkrimis – mit Seitenhieb auch auf voreilige, sensationslüsterne Presse – vermittelt die Autorin auf sehr geschickte Weise. Nicht nur gelingt es ihr, den aktuell-glaubwürdigen Plot anhand merkwürdiger Indizien (Zwiebelgeruch,  Küchentuch, angebissenes Wurstbrot, da gelassenes Geld) bis zum Ende der zwanzig Kapitel spannend zu halten und Dilemmas ‚Fall‘ mit einer überraschenden, sympathischen Wendung (Einordnung als „Dummer-Jungen-Streich“) aufzulösen. Unablässiges Lesevergnügen bereiten Jung und Älter vornehmlich die mit ‚sprechenden‘ Namen und ‚typischen‘ Eigenheiten ausgestatteten, treffsicher porträtierten Figuren – besonders Ole in seinem steten Appetit auf Zimtschnecken, oder Filz, der immerzu fuchtelt.

Es gibt viele geradezu skurrile Episoden, z. B. ein Wurfspiel des mitverdächtigen, ochsenstarken Ehepaares Moffski, bei dem ein Kind übers Haus geschleudert wird, oder ein Generationen verbindendes Zwiebelschneiden bei Familie Sammel für den Hustensirup ihres Pferdes. All diese Erzählteile sind ‚unterfüttert‘ durch spritzig-hintersinnige Dialoge und Figurenreden. Andres’ humorvolle, sprachspielerische Erzählkunst aufgreifend, setzt die Illustratorin Details und Szenerien durch schwarz-weiße Vignetten, kleinere und ganzseitige Zeichnungen mit ausdrucksstarken Gesichtern und Haltungen ebenfalls augenzwinkernd, teils comicartig ins Bild.

Spürnasen könnten nach der Lektüre zu Alfred Nobel forschen. Sollte, wie Frau Ungethüm behauptet, für die Erfindung des Dynamits tatsächlich dessen Köchin das Rezept geliefert haben? Leckermäuler backen vielleicht lieber – und unverdächtiger – Zimtschnecken.