Meins!
Illustration: Charlotte Ramel
Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger
31 Seiten Seiten
ab 3 Jahren
€ 15,00
Schlagwörter: Egoismus, Freundschaft, Spiel, Teilen

Sally erwartet ihren Freund Nico zum Spielen. Doch ihr Kuscheltier möchte sie nicht mit ihm teilen. Sallys Mutter schlägt den Schrank als Versteck dafür vor. Nach und nach fallen Sally immer mehr Dinge ein, die sie nicht hergeben möchte. „Meins“, sagt sie zu allem und trägt es in den Schrank: Ihr Spielzeug, Bett und Kühlschrank, die Mutter selbst und sogar Nico landen darin, denn ihren Freund möchte sie gewiss nicht teilen, jedenfalls nicht mit Eva, falls die auch noch kommt. Schließlich steht Sally allein in leerer Wohnung. Doch da hört sie Geräusche aus dem Schrank. „Spielen die da drin etwa? HÄ?! Ohne sie?!“ Schnell muss Sally die Schranktür wieder öffnen …

Teilen mit Anderen, dieses große Kindheits-Lernthema, wird hier mit Humor und einer Prise Anarchie auf die Spitze getrieben. Zu sehen ist in dem Bilderbuch ein eigensinniges Mädchen, das, wie Pippi Langstrumpf, mühelos die schwersten Möbel trägt, und eine Mutter, die, zwar erstaunt, aber äußerst entspannt, Sally gewähren lässt. Was geschehen kann, wenn man alles für sich behalten und nichts abgeben möchte, führen die Autorin Klara Persson und die Illustratorin Charlotte Ramel konsequent vor: Sally hat zwischenzeitlich zwar alle ihre Besitztümer gesichert, sich selbst aber ausgeschlossen. Das Chaos, welches nach dem Öffnen des Schrankes entsteht, sorgt paradoxerweise für Klarheit bei Sally. Und für neue Spielideen!

Die kindliche Sicht spiegelt sich in den im Wortsinn „schrägen“ Illustrationen. Charlotte Ramel spielt mit „falschen“ Perspektiven, zeigt gleichzeitig Draufsicht und Frontalansicht und löst Größenverhältnisse auf. Im zentralen Simultanbild sieht man Sally in sechzehn Aktionen hektisch und verbissen mit immer neuen Dingen durch die Wohnung rennen. All diese passen – wundersamerweise – in den zunehmend ausgebeulten Schrank.

Zwei zentrale Momente werden im Hochformat dargestellt und erfordern das Drehen des Buches: als Sally in der leeren Wohnung die Schranktür zudrückt, und als der Inhalt des Möbelstücks wieder ins Zimmer rumpelt.

Das Buch bietet für Kinder hohes Identifikationspotenzial; ohne erzieherischen Impetus erzählt, ermöglicht es das befreiende Lachen über egoistisches Handeln.

Auf Grundlage des Simultanbildes der durch die Wohnung rennenden Sally und der Illustration des zum Platzen vollen Schrankes stellt sich die Frage: Was ist hier passiert? Warum hat Sally alles weggeräumt? Nach dem Vorlesen des Geschichtenanfangs tauschen sich die Kinder miteinander aus: Was würden sie im Schrank verstecken?

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