Die ganze Welt in einem Bilderbuch. In über zweihundert Bildern findet man den Kosmos aufgefächert. Figuren aus Pappmaché begegnen Malereien, Fotos treten mit Kinderzeichnungen in einen Dialog. Strukturen, Figuren, Motive bilden Ordnungssysteme. Blicke werden gelenkt, Assoziationen entzündet. Die ganze Welt als lustvolle Schule des Sehens. Nahaufnahmen wechseln mit Panoramabildern, künstliche Figuren werden Lebendigem gegenübergestellt, Plastik-Gestalten in Natur eingefügt. Bartstoppeln folgen auf Gräsern in Großaufnahme, Schwarzweißmuster führen zu einer winzigen Pappmaché-Kuh auf einer üppigen Wiese. Bekanntes wird immer wieder verfremdet, Kontrapunkte werden gesetzt. Das menschliche Antlitz einer alten Frau trifft auf ein glattes Puppengesicht, ein Computer wird zum Stickbild.
Katy Couprie und Antonin Louchard legen in ihrer Welt-Collage Gedankenwege. Sinnzusammenhänge entstehen in den betrachtenden Köpfen lose und scheinbar zufällig, nach den Gesetzen des Traumes verknüpft. Die Welt als Ganzes? Jeder nimmt sie anders wahr – doch je genauer jeder sie betrachtet, desto vielseitiger und reicher stellt sie sich dar.
Für einen Einstieg können Spuren des Hinguckens gelegt werden. Man begibt sich auf die Suche nach allem, was gelb ist, was rund ist, was wachsen kann etc. Die Vielseitigkeit der Vorstellungen und inneren Bilder kann sich in einem Bilddiktat offenbaren. Jemand sucht sich aus der „Welt“ ein Motiv heraus und versucht es den anderen möglichst genau zu beschreiben (ohne es begrifflich einzuführen). Die anderen zeichnen nach dieser Beschreibung. Es geht nicht um richtig oder falsch. Legt man die entstandenen Bilder nebeneinander, entfächern sich innere Welten. Besonders in interkulturellen Gruppen kann auf diese Weise „Die ganze Welt“ gemeinsam entdeckt und später in der jeweiligen Sprache benannt werden.
(Der Rote Elefant 20, 2002)