In acht Sätzen gestaltet der Autor eine Liebesgeschichte als Monolog. Mit zwölf doppelseitigen Bildern im Querformat weitet die Illustratorin das Selbstgespräch zur poetischen Liebesgeschichte. Alles beginnt in einer weißen Badewanne mit türkisfarbenem Wasser. Darin die Eine in rotem Badeanzug, Papierschiffchen faltend. Auf den Fliesen liegt die ebenfalls rote Badematte, darauf: Plüschhase, Rettungsring, Holzschiff, Spielzeugente, Thermometer in Fischform, Löffel, Flaschen, Schnorchel, Taucherbrille, Teekanne, Fernglas. Die Augen der Einen sind aufs fast fertig gefaltete Schiffchen gerichtet, aber ihr Blick schweift sehnsuchtsvoll ins Weite. „Ja – ich falte ein Papierschiff!“ Damit geht sie auf große Fahrt hin zu dem Einen, dem ihre Sehnsucht gilt. Sie trotzt spitzen Felsenklippen, stürmischen Winden und wilden Wassern. Als ihr Papierboot fast aufgeweicht ist, wird der Eine ihr Retter. Genauso wird es sein. „Wirst schon sehen…“ Im letzten Bild steht die Wanne verlassen auf Kacheln voller Pfützen. Wurde aus der Traumreise ein Aufbruch?
Julia Friese verbindet Kaltnadelradierung und Farbflächendruck. Die Kraft, die diese alte Technik erfordert, überträgt sie auf den Habitus ihrer willensstarken Figur. Gerade Linien schaffen Raum für zielstrebiges Handeln. Schwungvolle Bögen markieren Wellen, auf denen Boot samt Heldin schaukeln. Aber es deuten sich auch bedrohliche Höhen und Tiefen an – als Gleichnis für das Auf und Ab einer Liebe. Grün- und Blautöne, von Türkis bis Dunkelblau, bestimmen die Farbpalette. Rottöne setzen Akzente. Abstand oder Nähe zur Heldin entsteht je nach Zoom: mal nah dran, mal weit weg.
Das Bilderbuch überzeugt durch seine Bild-Text-Beziehung: dem reduzierten Text stehen Bilder gegenüber, die einladen, diese Traumreise mit eigenen Vorstellungen auszuschmücken und dafür die „richtigen“ Worte zu finden. Die Protagonistin ist unbestimmten Alters. Damit eignet sich das Buch sehr gut für erwachsene Deutsch Lernende. Es kann aber auch jüngeren Kindern eine Geschichte von Liebesleid und -freud erzählen. Das letzte Bild könnte Ausgangspunkt für die nächste (Gedanken-)Reise sein. Was nimmt die Heldin mit?
Ein großes Papierschiff liegt in der Mitte. Darin weiße Blätter und Wachsmalstifte. Jeder zeichnet eine Sache, die unbedingt mitreisen sollte. Anschließend wird erzählt, wie dieser Gegenstand auf der Reise zum Einsatz kommt. Das beladene Papierschiff könnte abschließend zu Wasser gelassen werden.
(Der Rote Elefant 28, 2010)