„Vincent war eine Maus mit Stiefeln an den Füßen, einem Hut auf dem Kopf und einem Haus auf dem Rücken.“

Dieses Haus setzte er überall dort ab, wo er gebraucht wurde. Einmal ließ er sich auf einem Hügel nieder – und gleich kam ein missgelaunter Ochsenfrosch des Wegs. Vincent bot ihm an, sich in seinem Haus auszuruhen. Der Ochsenfrosch war skeptisch – und staunte nicht schlecht, als er in Vincents Haus hinein sah. Es war viel geräumiger, als es von außen den Anschein hatte. So fand der Frosch bei Vincent Unterschlupf. Einige Zeit später schlich eine Katze heran, dann kamen eine Igelfamilie, ein Fuchs, zwei Dachse und noch viele mehr. Und alle passten sie in Vincents Haus…

Maus mit Haus ist eine Parabel über die Großzügigkeit. Mit selbstverständlicher Freundlichkeit heißt Maus Vincent alle Tiere in seinem Haus willkommen, das wunderbarerweise mit den Besuchern wächst. Die überschauend, mit zahlreichen Dialogen lebendig erzählte Geschichte erinnert zunächst an das osteuropäische Kettenmärchen vom Handschuh, in dem die Tiere vor der Winterkälte Schutz suchen, oder auch an Es klopft bei Wanja in der Nacht von Reinhard Michl und Tilde Michels. Doch finden hier tatsächlich alle Tiere Platz. Sie schaffen für- und miteinander einen sicheren Raum – bis sie am nächsten Morgen auseinandergehen. Mit großzügiger Gestaltungsfreude nutzt die Illustratorin Isabelle Arsenault Ausstanzungen, ausklappbare Doppelseiten und vielfältige bildkünstlerische Techniken, von der Tusche- und Buntstiftzeichnung über Gouache bis hin zur Collage. Mit anspielungsreichen Details und freundlich wirkenden Farben setzt sie Akzente. Nach und nach füllen sich die Seiten: Das Haus wächst zu einer Stadt, der Tisch zu einer Tafel. Und die Gäste wachsen zu einer Gemeinschaft zusammen.

Besonders interessant ist die Perspektivgebung durch die Ausstanzung der Hausform. Bereits auf dem Buchdeckel öffnet sie den Blick ins Buch und leitet von Seite zu Seite. Es entstehen spannende Außen- und Innenperspektiven. So können die Betrachter*innen dem Blick der schutzbedürftigen Tiere ins Haus folgen und sich nach dem Umblättern davon überzeugen, dass für alle gesorgt ist. Am Ende zieht Vincent weiter, und dort, wo sein Haus stand, blühen viele bunte Blumen verschiedenster Art.

Mit Vincent gestalten Isabelle Arsenault und Jonathan Stutzman eine weitere Mäusepersönlichkeit, die ihren Platz im Bücherregal jeder Kita und (Kinder)Bibliothek finden sollte. Das Buch eignet sich hervorragend für (Gruppen)Gespräche zum Beispiel über Gastfreundschaft und die Gestaltung des Zusammenlebens. Es lädt geradezu zu einer theatralen Umsetzung inklusive Bühnenbildgestaltung ein.