Tommy Mütze
Eine Erzählung aus Südafrika
Aus dem südafrikanischen Englisch von Barbara Brennwald
84 Seiten
ab 9 Jahren
€ 15,90

An einem Montagmorgen betritt der Direktor die 4. Klasse einer Primary School. Er hat ein Kind im „Schlepptau“ (Tommy), dessen Aussehen die Schüler mehr als erstaunt. Wollmützen zu tragen ist modern, aber Tommys Art wirkt übertrieben: nur die Augen sind zu sehen. Das bleibt auch so, denn Tommy setzt die Mütze nicht ab. Selbst beim Essen nicht und nicht beim Fußballspielen, worin Tommy besonders begabt ist. Die Verweigerung weckt die Neugier der Klasse. Gemeinsam will man der Sache auf den Grund gehen. Die beiden Freunde Doogal und Dumisani, genannt „die Doo-Dudes“,  versuchen dies zunächst durch einfaches Fragen, greifen dann aber auf die Observation als Methode zurück – ohne Erfolg. Die neunmalkluge Cherise versucht es mit „Psychologie“, doch auch das misslingt. Nachdem Tommy von älteren Schülern angegriffen und verletzt wird, greifen die Mitschüler beschützend ein und erscheinen am nächsten Tag alle bemützt. Diese „Solidarität“ ist Auslöser dafür, dass am Ende der turbulenten Woche nicht die Klasse, sondern Tommy selbst das Geheimnis lüftet.

Die Autorin Jenny Robson erzählt in ihrem zweiten auf Deutsch erschienenen Kinderbuch auf humorvolle Weise vom Anderssein. Es geht um das Recht auf Individualität, aber auch um Verantwortungsbewusstsein und Zusammengehörigkeit. In elf Kapiteln werden die Geschehnisse aus der Sicht von Doogal geschildert, dabei sind seine Gedanken- und Gefühlswelt so-wie die Gespräche der Schüler so lebendig dargestellt, dass die Spannung um das Geheimnis stetig steigt. Jenny Robson, die einer konservativ-protestantischen weißen Familie entstammt, plädiert für ein tolerantes, respektvolles, friedliches Zusammenleben. Die Geschichte ist zwar im heutigen Südafrika lokalisiert (fremde Wörter und Wendungen  werden in Fußnoten erläutert), könnte aber in jeder Schule dieser Welt spielen. Das in Grüntönen gehaltene Buchcover voller abstrahierter Kinderköpfe, aus dem noch Tommy Mütze mit seiner pink-orangenen Farbigkeit hervorsticht, lädt zur näheren Betrachtung ein. In einer Gesprächsrunde könnte man die 23 Kindergesichter charakterisieren lassen. Worin ähneln sich die Kinder, was unter-scheidet sie? Und was ist mit dem Kind mit der Mütze? Auf der Homepage des Verlages (https://www.baobabbooks.ch) steht umfangreiches Unterrichtsmaterial bereit.

(Der Rote Elefant 30, 2012)