Himmel und Hölle – mehr Distanz geht nicht! Als die Eltern von Hui Engel und Pfui Teufel einmal abwesend sind, erkunden deren überaus neugierige Kinder ihre Um-„Welt“ und begegnen einander auf der Erde. Anfängliche Fremdheit weicht schnell inniger Freundschaft. Ebenso schnell erfolgt ein elterliches  Donnerwetter samt erzieherischer Konsequenzen: Geschenkrückgabe, Stubenarrest, Besuchsverbot und am Ende sogar Kindertausch! Leid und Sehnsucht der geliebten Kinder geht letztlich den Elternpaaren Engel und Teufel jedoch so zu Herzen, dass sie zu ihrer aller Rettung das Kontaktverbot aufheben. Damit eröffnen sich für beide Familien neue Horizonte, die wiederum von den Nachbarn argwöhnisch beäugt werden, aber: Ein Anfang ist gemacht!

Himmelweite Unterschiede, Distanz und Fremdheit, aber auch (Erd-)Nähe setzt Altmeister Helme Heine mittels lichtblauer und grau-schwarzer Aquarellillustrationen überzeugend ins Bild, wobei die Betrachter*innen das Buch zuerst im Querformat anschauen müssen, um am oberen Rand die Engel und am unteren die Teufel zu entdecken. Präsentiert werden berufstätige Eltern, z. B. Vater Teufel als Hufschmied, Mutter Engel als Lehrerin sowie spielende Kinder. Bei Hui und Pfui werden die anfänglichen Rollen-Klischees (sauberes Mädchen; schmutziger Junge) im Lauf der Handlung aufgebrochen. Hui zeigt sich als Anstifterin und Ideengeberin, Pfui lässt sich zögerlich darauf ein, entwickelt Huis Ideen jedoch kreativ weiter. Parallel zu den Erd-Ereignissen müssen auch die Betrachter*innen das Buch zurückdrehen, um den Figuren wieder optisch-normal nahe zu sein. Sinnfälliger, witziger und einfacher ist Heines hochaktuelle Botschaft zur Überwindung größtmöglicher und vielfältigster Grenzen und Gegensätze zwischen Wesen aller Art nicht zu vermitteln als in dieser universellen Geschichte. Egal ob Himmel und Hölle, Mann und Frau, schwarz und weiß, Jude oder Moslem, Eltern und Kinder – gemeinsam leben kann man nur mit  gegenseitigem Respekt, Interesse an- und Hilfsbereitschaft füreinander.

Für Kinder ab 5, insbesondere für Gruppen, bieten Thema, Sprache und Spiele eine Fundgrube an Veranstaltungsideen. Als Einstieg könnten Kinder durch das Straßenspiel „Himmel und Hölle“ direkt ins Buch hopsen. Aber welches Weltbild stand eigentlich hinter diesen „Orten“? Und welche Redewendungen gingen aus dieser „Weltanschauung“ hervor? Was bedeuten „gefallener Engel“ oder „Pfui Teufel“? Und welches Kind weiß eigentlich noch, was die Wendung „Außen hui und innen pfui“ bedeutet? Wie gesagt: Die Möglichkeiten sind unerschöpflich.

(Der Rote Elefant 38, 2020)

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