Drei Herren
Illustration: Helga Bansch
26 Seiten
ab 4 Jahren
€ 16,95

Das Cover präsentiert drei ernst blickende, seriös gekleidete Herren, ausstaffiert mit Hut, Stock und Schirm. Auf dem Rückendeckel sind drei Herren mit Mützen zu sehen, sehr einfach gekleidet und mit großen Taschen bepackt. Die sechs Männer befinden sich in einem Park. Die ersten Bilder zeigen die Cover-Herren auf einem Spaziergang. Der Text gibt Auskunft über deren Gespräche. Es geht um duftende Rosengärten, schöne Ehefrauen, glückliche Kinder auf Safari und Sorgen um kaputte Alarmanlagen. Parallel illustrieren Bilder z. T. das Erzählte. So blickt eine der Ehefrauen aus dem Fenster eines Zimmers mit Rosentapete. Auch die drei anderen erzählen aus ihrem Leben: von einer geschenkten Brezel, dem Schlafplatz im Park, dem Straßenverkauf von Zeitungen. Am Ende fegt ein Sturm durch den Park. Hüte, Mützen und Schirme aller sechs wirbeln durcheinander. Gleichermaßen unbehütet suchen alle das Weite …

Banschs gesellschaftskritisches Bilderbuch richtet den Blick auf das im öffentlichen Raum deutlich sichtbare, aber oft übersehene Gefälle zwischen Arm und Reich. Die Gestaltung weist sie dabei als Beobachterin aus, die nicht wertet, sondern auf die Kontrastwirkung des Erzählten und Gezeigten setzt. Klar wird: Die einen leben aufgrund ihres Geldes fast ohne Sorgen und können ihren Familien alles bieten; das Leben der anderen ist bestimmt durch Armut, Arbeits- und Obdachlosigkeit, sie hoffen jedoch auf bessere Zeiten. Die Unhaltbarkeit dieser Zustände spitzt die Künstlerin über den alle äußerliche Unterschiede hinwegfegenden Sturm zu, welcher jedoch gleichzeitig auf das gestörte Mensch-Natur-Verhältnis anspielt. Dass Menschen wiederum von Natur aus gleich sind, vermittelt Bansch nicht zufällig über die Kinder. Je kleiner, desto „gleicher“. Sie können sich noch über eine Ballon-Fahrt ebenso freuen wie über einen Luftballon. Es fällt auf, dass zwischen den „Männerwelten“ nur ein einziges Bindeglied existiert: die Frau aus dem Rosentapetenzimmer. Diese „guckt“ nicht nur „zu“. Mit ihrem „kirschroten Mund“ leuchtet sie geradezu aus dem sonst farblich gedeckt und mit zartem Strich gestalteten Bilderbuch heraus. Darüber hinaus setzen inmitten der gespritzten bzw. collagierten grau-braun-grünen Parkfarbflächen samt Tieren und Menschen rote, blaue oder rosa Details emotional wirkende Akzente, welche genau dort wiederholt auftauchen, wo es gefühlsmäßige Überschneidungen zwischen den „Welten“ gibt.

Zum Einstieg könnten die Abbildungen der verschiedenen Männer von Cover und Buchrückseite beschrieben werden. Wer könnte welche Arbeit haben? Warum tragen die Männer auf der Rückseite so große Taschen? Je nach Herkunft der Kinder und gesellschaftlicher Schicht werden Assoziationen und Überlegungen verschieden ausfallen und auf das Buch neugierig machen.

(Der Rote Elefant 39, 2021)