Was wird sein, wenn ich groß bin? Wie werde ich sein, wenn ich groß bin? Schaffe ich dann alles allein? Brauche ich dann niemanden mehr?
Heinz Janisch und Karsten Teich haben sich dieser Überlegungen zum Großwerden und Kleinsein (in genau dieser Reihenfolge) angenommen. In ihrem Bilderbuch für die ganz Kleinen, die oft schon ganz groß sein wollen, thematisieren sie diesen Konflikt auf sympathisch-witzige Weise. Sie zeigen, dass es ganz in Ordnung ist, wenn man sich manchmal hilflos fühlt und einen Erwachsenen braucht, um getröstet zu werden.
Teichs Bilder haben ganz verschiedene Farbklänge, mal knallig bunt, mal atmosphärisch Ton in Ton, und sind voller Phantasie und Übertreibungen: der Eiffelturm in einer riesigen Schneekugel, eine Himalaja-Nase, der Riese Xuru und immer wieder dazwischen Maßband und Lineal, zum Messen, ob denn die Hauptdarstellerin des Buches schon gewachsen ist.
Der Vater erscheint ganz winzig immer dann im Bild, wenn das Mädchen überdimensionale Ausmaße annimmt. Auf jeder Seite wird mit den Größenverhältnissen der Dinge gespielt, sie werden nicht einfach verkehrt, sondern durcheinander gewürfelt, was dazu animiert, mit den Bilderbuchlesern gemeinsam zu überlegen, was in der Wirklichkeit in welchem Größenverhältnis zueinander steht. Die thematische Wendung am Ende des Buches, ein winziger Punkt am kleinen Zeh, der wehtut und des Trostes bedarf, wärmt das Herz und macht nicht nur den Kleinen klar, dass es schön ist, zu wissen, dass jemand da ist, wenn man ihn braucht. Ein Buch mit dem Potenzial, mit zunehmendem Größerwerden immer wieder vorgelesen und betrachtet zu werden – bis man vielleicht so groß ist, dass man es selbst lesen bzw. kleineren vorlesen kann.
(Der Rote Elefant 29, 2011)