Eine Wolke in meinem Bett
Illustration: Isabel Pin
Aufbau Verlag, 2007
32 Seiten
ab 4 Jahren
€ 15,40

Heinz Janisch und Isabel Pin erzählen in diesem wunderbar-poetischen Bilderbuch 11 phantastische „Kurzgeschichten“: Janisch mit erstaunlich wenig Worten, Pin mittels ungewöhnlicher Bildperspektiven und Bildausschnitte.

Eine triste, grau-blaue Stadtkulisse, in der Wohnhäuser wie riesige Bauklötze in die Höhe ragen, macht sich breit. Auf dem zweiten Bild erobern sich zwei Kinder – von der Schule kommend – einen kahlen, beinah blätterlosen Baum samt Schaukel. Damit ist die Rahmengeschichte geschaffen. Auf den folgenden Doppelseiten entfalten sich die Miniaturgeschichten, den Impuls liefert ein Frage- und Antwortspiel: Heute lag eine Wolke in meinem Bett. „Was hast Du gemacht?“ Mich dazugelegt. Frage und Antwort lesen sich verzögert, da letztere mit einem großen Zeilenabstand am unteren Ende des Textrahmens abgedruckt ist. Dies lässt Raum und Zeit für eigene Überlegungen. Was hätte ich mit einer Wolke in meinem Bett gemacht? Aber nicht nur die grafische Anordnung, auch die Verknappung der Sprache selbst, gibt sowohl der Illustratorin als auch dem Leser genügend Raum, die gedanklichen Leerstellen aufzufüllen.

In den jeweils drei Frage- und Antwortzeilen, die sich wie Strophen eines Liedes aneinanderfügen, geschehen auch auf den folgenden Seiten unglaubliche Dinge: Berichtet das Mädchen von einem Elefanten, der vor der Haustür steht und nach einer Diskothek fragt, sieht man sie selbst auf dem dazugehörigen Bild aus „Elefantenperspektive“, wie sie mit dem Arm in eine Richtung weist. Am Ende des Buches wird die Rahmengeschichte wieder aufgegriffen: Junge und Mädchen sitzen Seite an Seite auf dem Baum, inzwischen ist es dunkel geworden. Doch nicht nur die Kinder bevölkern nun den Baum, nein auch die Phantasiefiguren aus den Geschichten hat die Illustratorin mit Buntstiftzeichnungen eingefügt. Und das Ende ist zugleich ein Anfang: alle warten gespannt darauf, was der Junge wohl so alles erlebt haben mag …

Das Ende ist natürlich auch eine Aufforderung an den Leser, die Welt einmal mit anderen Augen wahrzunehmen und in drei Zeilen eigene „Miniaturgeschichten“ zu erzählen!

(Der Rote Elefant 26, 2008)