Es ist leicht, die 100 reichsten Menschen der Welt, Höchstleistungen im Sport oder albernste Sensationen aus dem Guinness Buch der Rekorde zu recherchieren. Nicht so leicht ist es, Informationen zu innovativen Ideen oder kreativen Leistungen, die von sehr „Young Heroes“ in Wissenschaft, Kunst, Mode, Ökologie oder Politik erbracht wurden, zu finden. Dem will die italienische Autorin abhelfen. Sie stellt 100 Personen vor, die früh begannen, Interessen bzw. Begabungen bedingungslos umzusetzen. Einige davon sind längst tot, wie Musikgenie W. A. Mozart oder Computer-Vordenkerin Ada Lovelace. Die meisten aber leben noch, sind sogar noch jung wie die US-Amerikanerin Mari Copeny, Jg. 2007, die Barack Obama über bleiverseuchtes Wasser in ihrer Heimatstadt informierte, Charlotte Wanja, Jg. 2002, die mittels eines Bootes aus Plastikflaschen und Flip-Flops die Verschmutzung des Meeres vor ihrer Heimatküste Kenia anprangert oder die Argentinierin Ofelia Fernández, Jg.  2000, die als jüngste Stadtparlamentsabgeordnete für Frauenrechte und diskriminierte Minderheiten eintritt.

Namen wie Miriam Makeba, Jane Goodall oder Steve Jobs sind geläufig, aber wer hat schon einmal etwas von der syrischen Schwimmerin Yusra Mardini gehört, die mit anderen ein Flüchtlingsboot ans rettende Ufer trieb oder dem Thailänder Netiwit Chotiphatphaisal, der sich für das Recht auf Bildung für jedes Kind einsetzt? Die Beispiele belegen: Die meisten sind Umweltaktivist*innen, kämpfen für Gleichberechtigung und soziale Belange. Zwei Drittel davon sind Mädchen oder Frauen. Bei den Illustratorinnen sind es 100%, wobei deren stilistische Mittel fast abgesprochen erscheinen. Die farbintensiven Porträts charakterisieren die Aktivist*innen mehr oder weniger abstrahierend, manchmal suggestiv-plakativ. In Kleidung, Mustern, Hintergrund oder Attributen, die deren jeweiliges „Feld“ andeuten, dominiert eine Farbe, die u. a. auf kulturelle Wurzeln hinweist. Offenbart sich im Bild die Hautfarbe, kommt diese im Text nicht vor. Wichtiger ist der Autorin mittels knapper, leicht verständlicher Texte, Denken und Tun der Porträtierten so vorzuführen, dass dieses auf Leser*innen ermutigend-inspirierend wirken könnte. Da dies gelingt, hätte es der grünen Kästen mit Merksätzen wie „Mach es wie …“ oder „Die Geschichte wird dir gefallen, weil …“ nicht bedurft.

„Influencer“-Manie und Homeschooling aufgreifend, könnten die Blogs der sehr jungen „Heroes“ näher untersucht werden. Alle sind auf Twitter und Facebook aktiv. Sinnvoll wäre eine individuelle Auswahl anhand der Bild-Porträts bzw. Kapitelüberschriften. Für Mode-Fans würde sich „Enrica Arena, die Frau mit den Kleidern aus Orangen“ anbieten.

(Der Rote Elefant 39, 2021)