Ein Junge zieht sich an und macht sich auf den Weg zur Schule, trottet allein durch den dichten Straßenverkehr. Auf dem tristen Schulhof isst er abseits der anderen sein Pausenbrot, auch auf dem Nachhauseweg ist er allein. Zu Hause nimmt sein Vater keinerlei Notiz von ihm. Der Junge bereitet Essen vor und verlässt mit zwei gefüllten Schalen das Haus. Er begibt sich auf das waldähnlich bewachsene Nachbargrundstück und begrüßt die dort lebenden „Tiere“ und seinen „Elefanten“ – ein Fantasiegebilde aus 5 ½ Bäumen. Zu dessen Füßen verbringt der Junge seine Zeit. Jeden Tag, sommers wie winters. Eines Tages verkünden Schilder, dass die Bäume gefällt werden sollen. Dem Jungen lässt das keine Ruhe, und er beschließt, den Elefanten und die anderen Baumtiere zum Weggehen zu bewegen …

In Freya Blackwoods textlosem Bilderbuch rücken gleich mehrere Themen in den Fokus: Einsamkeit, Fantasie und Freundschaft, Naturverbundenheit, Umweltschutz, Leben in der Großstadt. Die stimmungsvollen IIlustrationen Blackwoods sind in einer Mischtechnik aus Pastell und Aquarell gestaltet, sehr zart in Strich und Farbigkeit. Es gibt freigestellte Simultanbilder und comicartige Panels, die die Handlung filmartig vorantreiben. Die wenigen ganzseitigen Illustrationen laden zum Innehalten ein. Sie verdichten Inhalte und zeigen Wichtiges, etwa das erste Erscheinen des Elefanten.

Am Schluss, bei der fantastischen Rettungsaktion, gibt es nur noch Vollbilder. Die vorherrschenden Farben Grün, Ocker, Braun und Blau sind überwiegend hell und pastellig. Nur die Nachtszenen sind dunkler, mit langen Schatten. Der Junge wirkt zart und nachdenklich, einsam. Glücklich scheint er nur bei den „Tieren“, im Wald zu sein. Familiäre Interaktion findet im Bilderbuch nicht statt. Einmal ist die Mutter mit einem Baby zu sehen, der Vater sitzt am Schreibtisch – werden hier mögliche Gründe für das Alleinsein des Jungen dargestellt?

Das überraschende Ende ist fantastisch überzeichnet und bietet einen glückvollen Ausblick: Der Junge wurde beim nächtlichen Umzug der Bäume beobachtet und sitzt nicht mehr allein am Fuß des „Elefanten“, auf dem – nun begrünten – Schulhof.

Der Elefant ist nur eines der Baum-Tiere, viele weitere ließen sich gestalten! Inwieweit Bäume versetzt werden können, nicht nur in der Fantasie, kann mit Kindern erörtert und diskutiert werden.