Mein allererstes Buch der Formen
Illustration: Eric Carle
22 Seiten
ab 3 Jahren
€ 7,90

Beide interaktiv angelegten Bilderbücher sind ein Muss für jeden Kindergarten. Sie eignen sich schon für ganz Kleine. Die dicke Pappe ist strapazierfähig, das Format handlich, die halbierten Seiten machen das eigenständige Entdecken und Zuordnen von Farben, Formen und Objekten sinnlich erfahrbar. Die Illustrationen bestehen – entsprechend der „Carle-Ästhetik“ – aus qualitativ hochwertigen Collagen, deren Papiere er selbst gestaltet.

Im Buch der Farben sind auf den rechten oberen Klappseiten 10 Farbflächen zu sehen (9 Einzelfarben und eine „Bunte“ mit allen 9 Farben), die Farbennamen stehen links. Auf der unteren rechten Hälfte befinden sich Abbildungen mit jeweils einem Tier, einem Gegenstand, einer Frucht etc., entnommen dem Alltagswissen der Kinder. Darin dominiert jeweils eine der 10 Farben. Intuitiv kommt das Kind auf die Idee, die jeweils passenden Seitenhälften zusammen aufzuklappen. Auge und Farbsinn werden geschult. Das Kind erlebt sozusagen die Farbe über das Objekt im Buch (und umgekehrt), schlägt eine Brücke zwischen Realität und ästhetischer Vermittlung. Da in einigen Bildern weitere Farben die Hauptfarbe ergänzen, sind kreative Kombinationen möglich. Carles Pinselführung bei der Gestaltung seiner Papiere schafft malerische Strukturen und kann für das Kind Anregung sein, selbst zum Pinsel zu greifen. Auch lassen die Strukturen in den Farbflächen Raum für Phantasie. Allein das Weiß als glatte leere Fläche ist davon ausgenommen. Warum ist Weiß eigentlich keine Farbe?

Das Buch der Formen begleitet das Kind beim nächsten Schritt in die ästhetische Wahrnehmung von Welt. Hier sind auf den rechten Seiten geometrische Formen abgebildet, die wiederum selbständig zu Gegenständen, Tieren, Früchten etc. auf der unteren Hälfte zugeordnet werden sollen. Formen werden erkannt oder neu kennen gelernt, wie z.B. das Trapez, und benannt. Somit erfolgt ein erstes Erkennen bzw. eine Integration von Grundformen in reale Erfahrungen, wobei die Formen selbst sinnhaft erlebbar werden. Die Beschreibung von Umwelt wird inhaltlich und verbal reicher, der Wortschatz erweitert sich schrittweise. Die Objekte sind auch hier  künstlerisch hochwertig ausgeführt und sehr nah am Kind. Interessant ist dabei die Auswahl der Objekte zur jeweiligen Form, wie z.B. Käfer und Kuppel. „Kuppel“ impliziert zunächst das Dach eines Gebäudes mit einem Gewölbe – die Form meint aber auch den kleinen Käfer, groß und klein relativieren sich. Der Blick auf das eigene Umfeld wird geschärft, eine Aufforderung zum genauen Hinsehen. Wo findet sich eigentlich überall eine Kuppel?

(Der Rote Elefant 25, 2007)