Tim und das Geheimnis von Captain Crow
Illustration: Tony Ross
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit
94 Seiten
ab 8 Jahren
€ 16,80

Wie immer verbringt Tims Familie die Ferien in einem kleinen Ort am Meer. Tim ist davon nicht begeistert. Der Wohnwagen ähnelt einer Sardinenbüchse und vor dem Einschlafen plagt sein großer Bruder Marty die vier kleineren Brüder mit einer schauerlichen Piratengeschichte um den berüchtigten Captain Crow. Auch die heiß ersehnte Sprottenfete, eine Kinderdisko für alle zwischen neun und elf, ist eine einzige Enttäuschung. Statt der angekündigten Lightshow gibt es eine defekte Neonröhre und anstelle der Rockband U2 agiert der alte Leuchtturmwärter Mr. Watt am winzigen CD-Player. Der erste Kontakt mit der holden Weiblichkeit endet so unerfreulich, dass Tim das Ende der Disko geradezu herbeisehnt. Doch plötzlich ähnelt der Raum einer Piratenhöhle und alle Sprottenfetenneulinge müssen sich an der Suche nach „Captain Crows Liebling“ beteiligen. Tim gewinnt und findet sich am Ende des Abends allein und als Pirat ausstaffiert auf dem Heimweg wieder. Als er eine Felsgruppe passiert, die „Captain Crows Zähne“ genannt wird, scheint sich die Geschichte um den schrecklichen Piratenkapitän zu bewahrheiten, denn die Felsen leuchten in der Dunkelheit wie Gold und das bedeutet: Captain Crow ist zurückgekehrt!

Colfers flott und pointiert geschriebene Piratengeschichte lädt laut und leise gelesen zum Schmunzeln, Kichern und laut Lachen ein, wobei die Schwarz-Weiß-Illustrationen von Tony Ross die komische Grundstimmung des Textes adäquat aufnehmen. Colfers Humor ist von der Art, der Kinder und Erwachsene z. T. gemeinsam, aber auch oft an verschiedenen Stellen des Textes amüsiert. Augenzwinkernd und ironisch überzeichnet Colfer die mit allen Künsten der Pädagogik agierenden Eltern, deren Kinder erst nach einer Vertragsunterzeichnung den Weg in die Disko antreten dürfen. Und an die Kinder adressiert vermittelt er, dass selbst dem frechsten und unverschämtesten aller Brüder mal das Herz in die Hose rutschen kann bzw. dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse lebensrettend wirken können. Colfer beweist ein feines Gespür für die wirklich wichtigen Dinge im Zusammenleben von Geschwistern, z. B. was den Unterschied zwischen einem Zwei-Euro-Stück und zwei Ein-Euro-Stücken ausmacht. Um auf die Geschichte einzustimmen, wird der Strahl einer Taschenlampe auf einen, in der Mitte eines verdunkelten Raumes stehenden, Leuchtturm gerichtet. Wozu dient so ein Leuchtturm und wem würde es nützen, wenn dieser nicht funktionierte?

(Der Rote Elefant 25, 2007)