Alldine & die Weltraumpiraten – Nabelschau
Illustration: Mathieu Sapin
Aus dem Französischen von Andreas Illmann
128 Seiten
ab 8 Jahren
€ 14,00

Die Crew des Raumschiffs Hektor hat ein Problem: Gerade als ihre Abenteuer beginnen, sind sie schon vorbei! Das Raumschiff fliegt in Richtung Sonnenuntergang – so wie es sich erst am Ende eines fantastischen Abenteuers gehören würde, in dem das Gute einmal mehr über das Böse siegt. Doch Alldine, furchtlose Weltraumpiratin mit orangem Haar und blauem Hut, Lulu und Käpt’n Jack Breitkreuz können sich an nichts erinnern. Auch dem Teleport-Schweinchen gelingt es nicht, Alldine und ihre Freunde auf Anfang zurückzuteleportieren. Sollten der gefährliche Weltraumdiktator Supermuskelprotz und sein Handlanger Dr. Knautsch ihre verbrecherischen Hände im Spiel haben? Nach dem vereitelten Start müssen Alldine und ihre Freunde weitere abstruse Pläne ihrer Gegenspieler durchkreuzen und reichlich Gefahren meistern. So werden sie und alle Weltraumbewohner dazu verdammt, sich aufgrund der Weltraumverschmutzung stark einzuschränken, müssen die fünf Sinne befreien (G. Schmack, G. Ruch, …) und sogar die Geheimnisse des Universums lösen. So viel sei verraten: Wer lesen kann, ist im Vorteil!

Die von Comic-Künstler, Autor und Regisseur Joann Sfar (u. a. bekannt durch die Klassiker Donjon und Die Katze des Rabbiners) stammende Serien-Idee wird seit 2008 von Guibert und Sapin gestaltet. In Frankreich mit 23 Bänden längst Kult, ist daraus nun endlich auch in Deutschland eine Auswahl angekommen.

Herrlich schräge Ideen, gespickt mit klugem Wortwitz (die Bauchnabel-Schau-Brigade hält sich für den Nabel der Welt), Zitaten aus Science-Fiction-Universen und das gekonnte Spiel mit dem Medium Comic zeichnen die kosmischen Abenteuer aus, wobei sich sogar die Figuren ihres Comicdaseins sehr wohl bewusst sind. Dabei wechseln die Verständnisebenen zwischen kindnahen Witzen, manchmal etwas albern, aber nie platt, und philosophisch-ironischen Wortspielen, die auch ältere Comic-Fans unterhalten. Des Öfteren wird die „Vierte Wand“ durchbrochen. Etwa wenn Alldine die Leser direkt anspricht oder sogar ein realer Leser in der Geschichte auftaucht. Verblüffend sind auch Bildentsprechungen von Textinhalten. So werden z. B. auf das Stichwort „Einschränkung wegen Weltraumverschmutzung“ die Figurenzahl (nur noch zwei pro Panel) und die Menge der Farben (nur noch Schwarz-Weiß) minimiert und das Papier wirkt recycelt. Der skizzenhafte, fast krakelige Zeichenstil samt verrückter Eskapaden machen dieses Serien-Universum im wahrsten Sinne zu einem „anarchischen Kindercomic“ (Andreas Platthaus), der kleine und große Comic-Liebhaber*innen zu lustvollem Lesen, Betrachten und zum Erfinden eigener verrückter Weltraumabenteuer einlädt. Ein zweiter Band ist schon da – und ebenfalls sehr zu empfehlen.