Oft sind es die ganz kleinen und einfachen Geschichten, die Lebensweisheiten auf den Punkt bringen. Mit beeindruckender Leichtigkeit und Poesie gelingt dies Christian Voltz in seinem kleinen Buch vom großen Leben. Das Buch erzählt von der Wichtigkeit Geduld zu üben; von immer wieder möglichen Überraschungen im grauen Alltag; von notwendiger Weitsicht im Handeln und von Selbsterkenntnis.
Die berührendste Geschichte ist die letzte: Opapa arbeitet mit seinem Enkel im Garten. Um sie herum fliegt ein Schmetterling und während der Arbeit erzählt Opapa von Omama. Der kleine Enkel fragt, wo sie denn jetzt sei und der Alte ist fest davon überzeugt, dass sie ihren Garten, den sie so liebte, niemals verlassen hat. Im Fortgang wiederholen sich die bereits gezeigten Bilder mit einem einzigen Zusatz: Überall dort, wo sich der Schmetterling aufhält, steht die Omama ihren Lieben bei der Gartenarbeit helfend zur Seite.
Auch in den Bildern nutzt Voltz Dinge des Alltags, um das hinter ihnen verborgene Besondere aufzuspüren. Das ausgesuchte Material unterstreicht die Einfachheit der Geschichten, die aufwendigen Arrangements die Weisheit des Inhalts. Dreidimensionale Objektcollagen, bestehend aus rostigen Schrauben, Draht, Zahnrädern, Stofffetzen, Korken, Holzstücken und Papier, illustrieren die poetischen Miniaturgeschichten. So beweist Christian Voltz, dass aus einfachen unscheinbaren Dingen kleine Kostbarkeiten entstehen können, wenn man sie mit Liebe zum Detail auswählt und mit Witz kombiniert.
Ohne Frage könnte man sich die Illustrationen auch größer vorstellen, doch letztlich passt das kleine Format zum Titel des Buches und dessen Botschaft. Nur die Typografie ist an manchen Stellen nicht einsichtig, besonders dann, wenn sie versucht, bereits Gesagtes noch einmal bildlich umzusetzen. Trotz dieser kleinen Einschränkung ein ganz großes Buch, an dem sicher auch viele Erwachsene ihre Freude haben werden.
Für Veranstaltungen böte sich natürlich eine bildkünstlerische Werkstatt an, in der Collagen zu bekannten und weniger bekannten Aphorismen, Sprichwörtern und Lebensweisheiten gestaltet werden könnten. Aus Fotografien dieser Arbeiten könnte wiederum ein Buch mit kleinen alltagsphilosophischen Geschichten und Einzelbildern zusammengestellt werden, ganz im Sinne von Christian Voltz.
(Der Rote Elefant 26, 2008)