Versunkene Welten
Vom legendären Troja bis zur Titanic
52 Seiten
ab 9 Jahren
€ 16,95

Versunkene Welten berichtet nicht nur von längst vergangenen Katastrophen, sondern vermittelt auch einen Einblick in den Alltag von Menschen. Es erzählt von den antiken Städten Herakleion, Troja, Pompeji und Tikal, sowie vom Untergang des Luxusschiffes Titanic im Jahre 1912. Dabei wäre zu fragen, ob die letzte Katastrophe überhaupt in das Buchkonzept passt. Der große zeitliche Sprung und ein Schiff im Vergleich zu Städten oder Stadtstaaten befremden. Allerdings verbindet der besonders interessante Aspekt der Unterwasserarchäologie die Entdeckung des Titanic-Wracks mit der Erforschung Herakleions.

Die Texte sind verständlich geschrieben und dennoch der Komplexität des Themas angemessen. Die Autorinnen benutzen häufig den Konjunktiv. Damit unterstreichen sie die spannenden Aspekte der Geschichtsforschung und fördern die Phantasie der Kinder. Zudem liefert das Buch viele interessante Informationen fachlicher Natur, wie die Verbindungen zwischen dem antiken Griechenland und Ägypten oder die zehn Bebauungsschichten, die Archäologen in Troja fanden. Kleine Nebengeschichten machen die Berichte besonders anschaulich, sehr menschlich und heutig. Nach dem ersten Vulkanausbruch z.B. kehrten die Bewohner Pompejis in die Stadt zurück, bevor eine weitere Eruption den Untergang besiegelte. Oder: Die Funker der Titanic leiteten wichtige Eiswarnungen nicht weiter, da sie zu sehr mit privaten Telegrammen beschäftigt waren. Darüber hinaus flechten die Autorinnen zahlreiche mythologische, literarische und technische Details ein, die den Blick weiten und Anknüpfungspunkte für eine vertiefende Weiterarbeit bieten.

Besonders beeindrucken die Illustrationen von Christian Jégou. Jeweils drei großformatige, farbenprächtige Doppelseiten zeigen jede der versunkenen Welten zuerst im heutigen Zustand, dann im Moment des Untergangs und zuletzt in ihrer Blütezeit. Außer beim versunkenen Herakleion wählte der Illustrator dabei stets den gleichen Blickwinkel, wodurch die Betrachtenden den Wandel der Orte im Dreischritt der Zeit besonders anschaulich nachvollziehen können. Die aufwändig gestalteten Bilder enthalten viele Kleinigkeiten, die einen Einblick in das Leben der jeweiligen Zeit erlauben und zum genauen und langen Hinsehen anregen. So wird Vergangenheit greifbar und sicher auch für Kinder reizvoll.

Für einen Museumsbesuch bietet dieses Buch eine hervorragende Vorbereitung, der Blick für Exponate und Zusammenhänge würde deutlich geschärft.

(Der Rote Elefant 27, 2009)