„Die Alphabeten-Bühne spielt: Das Z zerplatzt. Ein Stück in sechsundzwanzig Akten.“ So der Innentitel des großformatigen Bilderbuches mit vorhangrotem Innendeckel und 26 schwarz-weißen Bühnenbildern. Nach jedem Umblättern ist eine neue Szene auf der kleinen Guckkastenbühne zu entdecken: Immer wieder von Neuem ein dramatischer Augenblick. Es beginnt mit einem Anschlag: Grobe Steine prasseln nieder auf den großen weißen Buchstaben, die Nummer Eins des Alphabets. Und am Ende sieht man das Z zerplatzen. Es ereignen sich Krimis – und mysteriöse, übersinnliche Dinge. K wird von einer weißbehandschuhten Person klammheimlich geklaut, Q mit dem Messer zum Quartett zerteilt – V verschwindet auf geheimnisvolle Weise und E entschwebt in Form von Dampf. Die Kommentare des Geschehens, jeweils eine Verszeile, folgen versetzt auf der Rückseite, was die Spannung noch steigert.
Wie schon in „Dschumani“ oder auch „Hexenbesen“ verbindet der amerikanische Illustrator einen fotorealistischen Stil mit einer magischen Stimmung. Diese entsteht durch die Paarung großer Genauigkeit und dem suggestiven Spiel mit Licht und Schatten. Aus der Verbindung von konkreter, abstrakter und magischer Darstellung bildet sich Spannung.
Die Opfer sind von A bis Z festgelegt und in 26 Akten eindrücklich in unendlich vielen schattenreichen Grautönen in Szene gesetzt. Aber wer sind die Täter? Diese sind außerhalb des Bühnenausschnitts angesiedelt, unerkannt im Dunkeln. Wem gehört der Spazierstock, der das Y von der Bühne zerrt, wer hat das T mit dem Tau gefesselt, wer das Q mit dem Messer zerschnitten?
Jeder Akt birgt eine eigene Geschichte, welche sich ausgestalten lässt. Zu verbinden mit ABC- und anderen Wort- und Buchstabenspielen. So wird dem V vielleicht vieles verheimlicht, was vorher versehentlich verabreicht wurde, so jedenfalls lässt es sich volltrunken vermuten. Alles in allem: wunderbar verwirrend dieses Bühnenalphabet!
(Der Rote Elefant 23, 2005)