Im See schwimmt ein Hecht mit seinem Nachwuchs. „Dafür bist du zu klein“, maßregelt der Große missmutig den entdeckungslustigen Kleinen. Dieser soll nichts berühren und stattdessen lieber ihn machen lassen. Oben paddeln im Boot ein kleiner und ein großer Bär auf dem Wasser heran. Im Gegensatz zum Hechtvater zeigt der große Bär Geduld und ermutigt den kleinen Bären, das Fischernetz auszuwerfen. Mit den Worten: „Das schaffst du schon alleine! Eine Pfote nach der anderen!“ unterstützt er sein Kind. Und siehe da, plötzlich zappelt etwas im Netz – ein Erfolgserlebnis, das den kleinen Bären glücklich macht und ihm Selbstvertrauen gibt. Nur für den großen, „tollen“ Hecht endet das Abenteuer nicht so gut …

Charlotte Habersack gelingt es, durch einfache, treffende Sprache die Dynamik zwischen der Eltern- und Kindergeneration darzustellen. Mit wenigen Dialogen, gesetzt in Sprechblasen, veranschaulicht sie zwei Erziehungsmodelle, adressiert an verschiedene Altersgruppen. Während sich die jungen Zuhörer und Betrachter eher auf der Gefühlsebene angesprochen fühlen dürften, bietet So ein toller Hecht für die vorlesenden Erwachsenen Stoff zum Nachdenken. Welches Maß an Bewegungsfreiheit und (Spiel-)Raum ist für Kinder förderlich, welches hinderlich?

In Horst Hellmeiers humorvollen, Karikatur- und Comic-Elemente nutzenden Illustrationen finden sich Beispiele, wie Eltern mit den Gefahren, denen ihre Kinder ausgesetzt sind, umgehen. So lassen sich Nebengeschichten wie die von der ausgebüxten Kaulquappe oder die vom untergegangenen Entenkind entdecken, allerdings nur, wenn zurück- und wieder vorgeblättert wird. Die dialogischen Texte sind konsequent in Sprechblasen gesetzt. Mit witzigen Details und einer leuchtenden seegrün-blauen Farbpalette, die die beiden Ereignisebenen („im Wasser“/„auf dem Wasser“) stimmungsvoll verdeutlicht, weckt Horst Hellmeier Freude am Betrachten und Erzählen, indem er die Perspektive von Doppelseite zu Doppelseite weiter in Richtung des Geschehens auf dem Wasser verändert.

So ein toller Hecht zeigt auf humorvoll-hintergründige Weise, wie wichtig es ist, Kinder dabei zu unterstützen, eigenständig zu handeln und eigene Erfahrungen zu sammeln. Und es erzählt – in drastisch überspitzter Weise – davon, welche Folgen es haben kann, wenn Eltern ihren Kindern zu wenig zutrauen und ihre Selbständigkeit nicht fördern.

Kinder und Erwachsene könnten die Geschichte mit vertauschten Rollen lesen und eigene Erfahrungen in weiteren Sprechblasen hinzufügen.

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