Cover: Brandon Robshaw: Der 999.823ste Wunsch
Der 999.823ste Wunsch
Aus dem Englischen von Britt Somann
179 Seiten
ab 9 Jahren
€ 12,99

Hat ein Märchenheld drei Wünsche frei, braucht er Klugheit, um Glück verheißende, nicht selten lebensrettende Entscheidungen zu treffen. Der 9-jährige Sam, mittlerer Sohn einer Mittelstandsfamilie in England, hat es da (scheinbar) leichter. Eine Sternschnuppe gewährt ihm gleich eine Million Wünsche. Bei dieser ungeheuren Menge braucht Sam weder zu überlegen, noch zu zählen – und wünscht einfach drauflos: Zeitverschiebung, eine Million Pfund, einen Tiger ins Zimmer … Etliche Wünsche, etwa Gulliver nachzuahmen oder „Coolman“ zu sein, verspielt er geradezu. Gewichtiger – auch für andere – fallen jene Wunscherfüllungen aus, mit denen er die Realität verändert: schulische Konflikte aus dem Weg räumt, Eltern, Geschwistern und Freund Evan ihre Sorgen nimmt, schließlich sogar die ganze Welt zu bessern und den Tod abzuschaffen versucht („Wäre das nicht der Himmel auf Erden?“). Insgesamt erzählt der kindliche Protagonist temporeich und in einem frischen, unbekümmerten Ton, den die Übersetzerin offenbar mit Lust einzufangen vermochte! Allerdings sind in Sams Erzählfluss häufig reflektierende Passagen eingebaut, zieht doch jeder erfüllte Wunsch Konsequenzen nach sich: „… sobald man haben kann, was immer man will, ohne die kleinste Anstrengung – hat dann noch irgendwas irgendeine Bedeutung?“ Zuvor stimmig in abenteuerliche Episoden umgesetzt, wirken die zweiflerischen Anmerkungen oder Fragen des Jungen keineswegs aufgesetzt, lediglich am Ende scheint die Autorenabsicht etwas zu deutlich durch. Der kindliche Leser jedenfalls ist en passant gefordert, selber mit- und nachzudenken. Sowohl eher vorhersehbare Ergebnisse als auch überraschende Wendungen lassen dabei keine Langeweile aufkommen. Wie nämlich wird Sam die noch offenen Wünsche los? Und sollten wirklich alle Wünsche verschwinden?

Erwachsene dürften beim Vorlesen selber Spaß daran haben, Kindern Denkaufgaben zu stellen (und gemeinsam zu lösen). Nach der Lektüre bietet sich eine Weiterführung regelrecht an. Kinder sollten eigene Wunschlisten erstellen und zum Lieblingswunsch eine kleine Geschichte erfinden. Die muss nur, wie der Meteorit es Sam vorgegeben hatte, in sich logisch sein!

(Der Rote Elefant 34, 2016)