Das ist kein Karton!
Aus dem amerikanischen Englisch von Saskia Heintz
32 Seiten
ab 3 Jahren
€ 13,30

Der Betrachter sieht ein schwarzes Quadrat, darin einen Hasen. „Warum sitzt du in einem Karton?“ fragt ein Irgendjemand. „Das ist kein Karton“, behauptet der Karton-Insasse. Und die folgende Illustration beweist es: Zu sehen ist ein Rennauto, darin sitzt das Hasenkind als Rennfahrer. Aber der Frager lernt nichts dazu, stellt immer wieder die gleiche phantasielose Frage … Und von Seite zu Seite verwandelt sich der Karton: mal in einen Berggipfel, mal in ein brennendes Hochhaus, mal in einen Roboter …

Die Botschaft dieses schlicht daherkommenden Bilderbuches ist so einfach wie genial, die ästhetische Kategorie „Naivität“ überzeugend umgesetzt. Versinnbildlicht wird die Differenz zwischen realer und phantastischer Weltbetrachtung. Für ein Kind kann jedes Ding alles sein, wobei auch die Phantasie (Vgl. Gianni Rodari „Die Grammatik der Phantasie“) bestimmten Regeln folgt. Aus den Grundformen der Welt (Rund, Viereck, Dreieck), aufgemalt mit einfachen Farbstiften, ergeben sich anfangs ganz einfache und zunehmend komplexere Bilder, ganz so wie Kinder je nach Alter die Welt “anschauen“ bzw. selbst malen. Und: Ist das kreative Potential erst einmal freigesetzt, kann es letztlich die ganze Welt umfassen. Folgerichtig startet der kleine Hase nach gründlicher Erderkundung mittels Kartonphantasien ins Weltall. Schwarz-Weiß, Rot und Gelb sind farbsymbolisch stringent eingesetzt. Die phantasielosen Fragen stehen auf (karton)ocker, das vom Frager Gesehene schwarz auf weiß. Knallig rot dagegen umspielen die phantastisch-ergänzenden Linien das schwarze Quadrat, das kein Karton ist. Auch die heftigen Verneinungen „Das ist kein Karton!“ stehen auf leuchtendem Rot.

Vorliegendes Bilderbuch ist ein Muss für jeden Kindergarten: Ein Karton kommt in die Mitte des Spielkreises. Was ist das? Wozu braucht man es? Was könnte man damit machen? Was könnte darin sein? Der Karton wird geschüttelt, es klappert … Ein Buch liegt darin, der Titel lautet „Das ist kein Karton!“ Aber was ist es dann? Nach Vorstellung des Buchanfangs entwickeln die Kinder ihre Verwandlungsideen – sei es zeichnerisch oder pantomimisch (natürlich mit Hilfe von Kartons … oder auch nicht!). Die komplette Buchvorstellung schließt sich zum Vergleich von Kinder- und Hasenideen an.

(Der Rote Elefant 26, 2008)