Der Wolf und die Fliege
Illustration: Antje Damm
22 Seiten
ab 2 Jahren
€ 8,95
Schlagwörter: Hunger, Mahlzeit, Märchen, Spielzeug

Der Wolf steht mit knurrendem Magen vor einem Regal. Auf dem obersten Brett sieht er eine gelbe Ente, einen grünen Apfel und einen rotbraunen Fisch, auf dem mittleren einen grünen Kaktus, ein blaues Auto und eine schwarze Fliege und auf dem unteren einen dunkelbraunen Vogel und eine schlafende Katze in Rosé-Beige. Sein „kleines Hüngerchen“ ist so groß, dass er alles lüstern Betrachtete nach und nach verschlingt, bis zum Schluss nur noch Kaktus und Fliege übrigbleiben. „Und da Wölfe kein Grünzeug mögen“, bleibt nur die Fliege als Nachtisch. Der kleinste der sieben Happen jedoch, ähnlich dem 7. Geißlein im bekannten Märchen, leistet Widerstand und löst so die Befreiung der ganzen Mahlzeit aus.

Antje Damm erzählt ihre Wolfsgeschichte in klar strukturierten, farbintensiven Bildern und kurzen Sätzen. Die Szenerie gestaltet sich bis auf die letzten beiden Doppelseiten immer gleich. Auf der linken, dynamisch angelegten Bilderbuchseite ist stets der seinen Hunger stillende Wolf zu sehen, auf der rechten, eher statischen Seite das Regal, das sich nach und nach leert. Kräftige schwarze Konturen und schattierte Farbflächen betonen den malerischen Ausdruck der Figuren. Der Wolf erscheint nie ‚angstmachend-böse‘, eher reizt er in seinen Posen zum Lachen oder löst Mitgefühl aus: Hunger und Appetit kennt jedes Kind! Zur linken „Wolfsseite“ gehört auch der Text, wobei die „tanzenden“ Buchstaben ein zusätzliches Spannungselement zur statischen „Regal“seite bilden. Am Ende jeden Satzes stehen drei Pünktchen, welche die Betrachter*innen animieren, das nächste zu verspeisende Objekt zu ergänzen.

Unterstützend wirken dabei die wechselnden Hintergrundfarben auf der linken als auch Details auf der rechten Seite. Steht z. B. der graue Wolf auf Gelb, wird wohl die gelbe Ente … oder: Die Katze hat plötzlich geöffnete Augen, der Vogel hüpft …

Erneut schuf Antje Damm ein überzeugendes Pappbilderbuch für ganz Kleine, das auf spielerische Weise nicht nur Wahrnehmung, Merkfähigkeit und Farbbewusstsein fördert, sondern auch wie nebenbei den Sprachschatz vergnüglich erweitert: statt „fressen“ stehen da z. B. schöne Synonyme wie futtern, mampfen, verdrücken … Die Bilder auf der letzten Doppel- und auf der Buchrückseite fordern zu genauem Nachschauen auf, ob die Objekte unbeschadet ausgespuckt wurden und der Wolf sie wieder richtig in das Regal einsortiert. Dazu muss aber erneut geprüft werden, ob alles Verspeiste auch richtig erraten wurde. Also nach dem Zuklappen wieder aufklappen und von vorn beginnen …

(Der Rote Elefant 37, 2019)