Liebe Anne
Ein Buch für Anne Frank
117 Seiten
ab 10 Jahren
€ 5,00

Anlässlich des 75. Geburtstages von Anne Frank hatte das Berliner Anne-Frank-Zentrum in Kooperation mit dem Deutschen Kinderhilfswerk zu einem Schreibwettbewerb aufgerufen. 30 Beiträge von Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und sechzehn sind hier veröffentlicht. Der Herausgeber gliederte sie in fünf Teile mit entsprechenden Überschriften, etwa: „Wir sind alle von derselben Sorte. Vom Anderssein und von Integration“ oder „Weil’s jeden treffen kann. Von Mut und Zivilcourage“. Schwerpunkte innerhalb des Themenspektrums bilden zu einen die Akzeptanz vermeintlicher Anderer (Menschen mit Behinderung, Ausländer, sozial Schwache) und Auseinandersetzungen, bei denen es um eigene Haltungen und tatsächliche Hilfe geht: bei ungerechter Behandlung von Klassenkameraden, Freunden, gänzlich Fremden oder in Gefahrensituationen. Meist werden unmittelbare, subjektive Erlebnisse und Eindrücke wiedergegeben. Ab und an richtet sich der ‚persönliche Blick‘ aber auch auf gesellschaftliche Bedingtheiten. So berichtet eine 15-Jährige über Schwierigkeiten, die eigene Identität zu finden, wenn zwischen Nationalität und Staatsangehörigkeit nicht differenziert wird, oder ein Mädchen hat erfahren, dass auch heute in Deutschland „Menschen immer noch untertauchen müssen“. Besonders beeindruck die Schilderung „Alle Jahre wieder“ über Zeichen des Widerstands gegen einen Rudolph-Heß-Marsch von Neonazis in Wunsiedel.

Eine große Bandbreite weisen die Texte in formaler Hinsicht auf. Neben Briefen, welche sich direkt an Anne Frank, deren (fiktive) Freundin Kitty oder das eigene Tagebuch richten, stehen Berichte, kurze Geschichten und einzelne Gedichte. In Gemeinschaftsarbeiten entstanden ein Rap, eine Foto-Text-Collage und eine Foto-Erzählung.

Im Vorwort hebt Mirjam Pressler, selbst Autorin einer profunden Anne-Fank-Biografie, den wohl wichtigsten Aspekt der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte Anne Franks hervor: Das jüdische Mädchen vermittelt(e) Werte, die von den hier versammelten jungen Schreibenden in unserer Zeit „in der so viele einen allgemeinen Werteverfall beklagen“, getragen werden. Daran sollte angeknüpft werden mit weiteren Schreibanregungen „für Anne“.

(Der Rote Elefant 23, 2005)