Poto, der Hund
Illustration: Andrée Prigent
Aus dem Französischen von Igna Gantschev
32 Seiten
ab 4 Jahren
€ 16,00

„Ruhe da unten“, fordern die Bewohner einer Straße, denn ein ausgesetzter Hund hält jaulend die ganze Nachbarschaft wach. Marcel ist der Einzige, der Mitleid hat: Er nimmt das Hündchen auf und nennt es Poto. „Von da an waren die beiden unzertrennlich.“ Eines Tages läuft Poto weg, zu seiner Hundefreundin Pauline. Auf dem Rückweg trifft er verschiedene Stadtbewohner*innen, die ihm Angst vor der Rückkehr machen. Marcel würde „Hackfleisch“ aus ihm machen, sagt die Metzgerin, oder „Kleinholz“, meint der Gärtner; er würde ihm „den Kopf waschen“, hört Poto vom Friseur. Dabei beschimpfen sie ihn als Köter, Kläffer, Töle. Poto beginnt sich zu sorgen, bis er schließlich voller Angst zurück nach Hause schleicht. Marcel aber ist einfach froh, dass sein Hündchen wieder da ist. Die Erleichterung ist groß. Ein paar Wochen später verschwindet der verliebte Poto aufs Neue und kehrt mit einer Überraschung zurück.

In Andrée Prigents Bilderbuchgeschichte stehen anfangs die Genervtheit und Ablehnung der Stadtbewohner*innen der Hilfsbereitschaft und vertrauensvollen Offenheit von Marcel gegenüber. Dabei klingen Themen wie Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, Vorurteile und sprachliche Abwertung an.

Wie sich Potos Angst vor Bestrafung bei der Rückkehr von seinem Ausflug mit jeder Begegnung steigert, ist dramaturgisch überzeugend gestaltet.

Begleitet wird die rückblickend überschauende Erzählung von sommerlich bunten Linoldrucken mit klaren Formen auf weißem Grund. Auf allen Bildern ist Poto vor der leuchtenden Kulisse eines französischen Städtchens zu sehen – im Park, im Wäldchen, auf dem Küstenweg. Typografisch ist sein Name in den Dialogen in gelben, roten, blauen und grünen Großbuchstaben hervorgehoben.

Dass Poto und seine Familie als Rache für die Beschimpfungen täglich ein kleines haufenförmiges „Geschenk“ auf den Türschwellen der unfreundlichen Nachbarn hinterlassen, dürfte Kinder insbesondere im Kita-Alter amüsieren, regt aber auch zum gemeinsamen Nachdenken über Angstmache, Bestrafung und Rachegelüste an.

Mit Kindern ab 4 Jahren könnte man über Potos Gefühle auf dem Nachhauseweg sprechen und sie dazu anregen, die konkrete Szene, wie Poto von Marcel empfangen wird, zu erfinden und zu spielen.

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