Zum Glück bist du kein Pilz!
Illustration: Leo Espinosa
Aus dem US-amerikanischen Englisch von Petra Buck
44 Seiten
ab 4 Jahren
€ 16,00

„Hallo.
Du bist du und ich bin ich.
Wir sind Menschen.
Und deshalb sind wir anders als die meisten Dinge auf der Welt.“

Aber wie oder was sind wir? Auf jeden Fall sind wir nicht so wie eine Dose Tomaten, wie ein Schwimmbecken oder wie ein Pilz. Und doch haben wir einiges mit diesen Dingen gemeinsam: „In uns drin haben wir Wasser und Chemikalien und Dreck, genau wie ein Schwimmbecken. Aber es planschen keine Leute in uns herum.“ Solcherlei Vergleiche stellt ein etwa fünfjähriger, namenloser Junge an, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erkennen und zu benennen. Letztendlich betont er überschwänglich die „Beschaffenheit“ aller Menschen: Er hat mehr mit allen anderen Menschen gemein, als dass ihn etwas von ihnen unterscheidet.

Die Idee des Verbindenden zwischen allen Menschen legt Annie Barrows humorvoll und in kindlicher Logik dar. Im Englischen ist ihr Buch unter dem Titel Like erschienen, was in seiner Doppeldeutigkeit noch reizvoller erscheint: Könnten wir uns nicht mehr mögen, wenn wir einander – im Vergleich mit Objekten und nicht-menschlichen Wesen, wie zum Beispiel einer Hyäne – so ähnlich sind? Autorin Annie Barrows und Illustrator Leo Espinosa zeigen ihren Protagonisten als freundlich-nachdenklichen Forscher und Erkunder, der sich zur Welt in Beziehung setzt. Barrows lässt den Jungen mit klarer Leseransprache berichten („Moment mal! Guck dir all diese Leute an!“) und fordert so die Aufmerksamkeit und das Mitdenken des Gegenübers ein. Mit leuchtenden, an Pop-Art erinnernde Farben erzielen die digital erstellten Collagen eine lebensfrohe Strahlkraft. Die abwechslungsreiche Seitengestaltung spiegelt das Prinzip der Gegenüberstellung, so, wenn bildfüllend auf einer Seite ein Pilz, auf der anderen der Junge zu sehen ist. Oder wenn Familie Hyäne mit der Familie des Jungen verglichen wird. Die abwegig erscheinenden Beispiele sind charmant in ihrer Absurdität und überzeugen durch die schlüssige Argumentation des Jungen, die durch seine Welterfahrung geprägt ist.

Letztlich schwingt im Herausstellen der Gemeinsamkeiten aller Menschen auch der Wunsch der beiden Künstler*innen für mehr gegenseitige Akzeptanz und umfassende Toleranz im Zusammenleben mit.

Das Buch lädt geradezu dazu ein, mit Kindern im Kita-Alter weitere Vergleichsbeispiele zu suchen und über Gemeinsamkeiten und Unterschiede nachzudenken. Was haben die Kinder zum Beispiel mit einem Sandkasten, einem Laufrad oder einer Katze gemein? Was unterscheidet sie davon?

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