Aptins Familienmitglieder sind allesamt Sportler, alles Sieger, die Pokale errungen haben.

Nur Aptin schlägt aus der Reihe. Er ist weder ein guter Sportler noch ehrgeizig genug, um etwas gewinnen zu wollen. Auch das familientypische Muttermal im Gesicht fehlt ihm. Jegliche Anstrengungen seines Vaters, ihn zu einem Champion zu erziehen (viel essen, schlafen, trainieren), schlagen fehl. Dabei soll Aptin seine Familie doch stolz machen, wie es Tradition ist.

Was Aptin interessiert, ist etwas anderes: Zeichnen und Malen. Um seine Familie nicht zu enttäuschen, überlegt und überlegt er, bis er schließlich weiß, wie er alle glücklich machen könnte … 

Das iranische Künstlerduo Payam Ebrahimi und Reza Dalvand erzählt im Zusammenspiel von prägnantem Text und teils karikaturhaft überzeichneten Bildern eine kluge Geschichte von familiären Erwartungen und Enttäuschungen. Wenn Aptin klein, fast zierlich, unter den Porträts der imposanten Ahnengalerie mit all den verbissen dreinblickenden, muskelbepackten, hünenhaften Gewinnern steht und sich nachdenklich am Kinn kratzt, werden die familiären Gegensätze überdeutlich. Der Blick in die Gesichter der Verwandten lässt erkennen: Gewinnen ist eine ernste Angelegenheit, anstrengend und „gar nicht witzig“. Doch gibt es hier auch einen Platz für Aptin?

Bis Aptin das herausfindet, zeigt ihn der Illustrator winzig neben den auf ihn herabschauenden, riesenhaft wirkenden, Goldmedaillen tragenden Angehörigen, denen er nur bis zum Knie reicht. Mit akkuraten Buntstiftlinien auf Gouache sind die Anspannung und das Missfallen gegenüber Aptin in Gesichter und Körper gezeichnet. Das kräftig-leuchtendende Rot signalisiert Körperkraft, Erwartungsdruck, Wut, Scham und schließlich Mut und Freude. Als Aptin mit kreativem Geist allen Ahnen in der Galerie ein Lächeln ins Gesicht „zaubert“, gewinnt er (nicht nur bildlich) an Größe und findet damit seinen Weg, sich seiner Familie zugehörig zu fühlen. Offen bleibt, wie Aptins Familie auf seine Kunst reagiert.

Mit einem Augenzwinkern thematisieren Reza Dalvand und Payam Ebrahimi den oft durchaus ernsthaften Konflikt rund um Nicht-Akzeptanz, Ignoranz und Intoleranz innerhalb von Familien. Sie ermutigen dazu, sich selbst zu erkennen und zu sich zu stehen.

Zum Einstieg in Veranstaltungen mit Kindern könnten die einzelnen Porträts von Aptins Familienmitgliedern zu einer Ahnengalerie geordnet und gemeinsam betrachtet werden. Was fällt den Kindern auf?