Cover: Susanne Hornfleck, Mulan. Verliebt in Shanghai
Mulan. Verliebt in Shanghai
261 Seiten
ab 14 Jahren
€ 12,95

Mulan ist der Name eines 15-jährigen Mädchens, Vater Deutscher, Mutter Chinesin, und sie ist nicht nur in die Millionenstadt Shanghai verliebt, sondern auch in Nianshen, einen Taiwanesen, den sie dort kennenlernt. Mulan weilt zu einem dreimonatigen Kurs zur Erlernung der chinesischen Schriftsprache in Shanghai, fungiert aber auch als eine Art Botschafterin, um gestörte Familienverhältnisse ins Reine zu bringen. Sie wohnt bei der Familie ihrer Mutter, zu der bisher kaum Kontakt bestand. Hornfleck erzählt vom neugierigen Eintauchen Mulans in den Alltag ihrer chinesischen Familie, deren Oberhaupt Großmutter Waipo ist. Diese hat ab und zu einen Merkspruch von Konfuzius parat, und über ihrem Bett entdeckt Mulan – bei einem Blick in Großmutters Zimmer – ein großes Plakat mit dem Bild von Mao. Der Cousin Biaoge ist etwas moderner drauf und sitzt ständig am Computer, wenn er nicht gerade für seine Abschlussprüfungen lernen muss. Mulan darf ihn einmal in seine Schule begleiten, die ihren Schülern einen 9-Stunden-Tag abverlangt, allerdings mit Mittagspause, in der man essen oder schlafen kann. Ja, schlafen, Chinesen können immer und überall schlafen, erfährt sie. Mulans Mutter schreibt der Tochter regelmäßig und daraus erfährt die Tochter erstmals Dinge, über die zu Hause in München nie gesprochen worden war: Mutter Hongmei war 1989 mit einem Stipendium des Goethe-Instituts nach Westdeutschland gekommen und hatte am Fernseher das brutale Vorgehen der Armee auf dem Platz des Himmlischen Friedens mit angesehen. Als sie dann Mulans Vater begegnete und heiratete, war sie in Shanghai nicht mehr willkommen. Am Ende des Buches fallen sich Mutter Hongmei und Tochter Mulan auf dem Flughafen in Shanghai in die Arme.

Die Autorin bringt einmal mehr ihre China-Kenntnisse ein, was chinesische Essgewohnheiten, Verkehrsverhältnisse und Freizeitverhalten angeht. Dazu gibt es einen kleinen Einführungskurs in chinesische Schriftzeichen und auch innerfamiliäre Debatten über die Kulturrevolution und deren Folgen. China also einmal nicht als Schlagzeile auf der Wirtschaftsseite, sondern aus der Perspektive des täglichen Lebens. Ein wenig verklärt das Ganze, zumal es die Geschichte einer ersten Liebe ist. Aber sowas gibt’s ja.

(Der Rote Elefant 34, 2016)