Cover: Ulf Nilsson; Der beste Sänger der Welt
Der beste Sänger der Welt
Illustration: Eva Eriksson
Aus dem Schwedischen von Ole Könnecke
40 Seiten
ab 5 Jahren
€ 12,95

Als der sechsjährige Ich-Erzähler erstmals vor einem großen Publikum auftreten soll, hat er beste Erfahrungen als Sänger und Unterhalter, bringt er doch regelmäßig den kleinen Bruder mit ulkigen Darbietungen zum Lachen. Das ist jedoch nichts gegen die Herausforderung, vor der er nun steht, als seine Klasse ein „Frühlingsfest mit Vorführung“ vorbereitet, „auf einer echten Bühne mit echten Scheinwerfern“. Allein die Ankündigung macht ihm Angst. Als er den Schlusssatz sprechen soll, fühlt er sich „als würde er ins Gefängnis gehen“. Bei der Kostümvergabe bleibt sinnigerweise nur das Maulwurfskostüm übrig, Albträume quälen ihn, von Eltern und Lehrerin fühlt er sich unverstanden. Kurz vor dem Auftritt verkriecht sich der kleine „Maulwurf“ in der Garderobe. Doch gemeinsam mit dem plötzlich auftauchenden Brüderchen betritt er die Bühne doch noch. „Und komisch, ich wurde ganz ruhig. Es war, als hätte das große Monster mich freigelassen.“

Offenbar sind die damaligen Ereignisse und ambivalenten Gefühle dem rückblickenden Erzähler noch gut in Erinnerung, siegte doch die Erkenntnis, Freude und Leben durch Angst zu verpassen. Außerdem ging der Protagonist diesen Schritt nicht allein. Allerdings war er damals nicht in der Lage zu erkennen, dass ihn liebe und verständnisvoll zugewandte Erwachsene ermunterten und trösteten. Genau um diese Ebene erweitern Eva Erikssons Bilder den Erzählertext.

Das Gefühl des Alleinseins und die (Versagens)Angst verdeutlicht sie, indem sie den Protagonisten mit schreckgeweiteten Augen zwischen lauter enthusiastischen Gesichtern zeigt. Ihre Bleistift- und Kreidezeichnungen sind ausdrucksvoll, die Figuren leicht überzeichnet. Einerseits wird das Er- und Durchleben des überwältigenden Gefühls verdeutlicht, andererseits die subjektive Schilderung des Jungen objektiviert. Was der Junge auf der Bühne abliefert ist keine Glanzleistung in Superstarmanier. Nur ein hingehauchter, zu schnell und zu leise gesprochener Schlusssatz. Und doch ein großer Schritt hin zum eigenen Selbstbewusstsein. Ein Buch, das zum Gespräch über eigene Angst-Erfahrungen einlädt.

(Der Rote Elefant 31, 2013)