Cover: Ernst Jandl; Auf dem Land!
Auf dem Land!
Illustration: Monika Maslowska
32 Seiten
ab 4 Jahren
€ 17,90

„Ich schrei mich frei, ja, ich schrei mich frei.“ Das Motto des österreichischen Sprach- und Sprechkünstlers Ernst Jandl (1925 – 2000), Vertreter der experimentellen, visuellen, konkreten Poesie, ist in diesem Bilderbuch Programm. Sein Lautgedicht „auf dem Land“ lädt ein zum Spiel mit Vokalen und Konsonanten, mit Tierlauten und Tönen, wobei in der Verbindung von Typographie, Semantik und phonetischem Spiel das Produzieren von Klang und besonders das Klangerlebnis im Vordergrund stehen. Schließlich wird ‒ gemäß Jandl, der selbst ein begnadeter Vortragskünstler war ‒ das Sprechgedicht erst durch lautes Lesen wirksam. Ist der erste Blick auf den Text auch ein wenig verwirrend, wenn rininininininininDER brüllüllüllüllüllüllüllüllEN oder katatatatatatatatER schnurrurrurrurrurrurrurrurrEN, ist das Prinzip der Silbenwiederholung schnell erkannt und das lautmalerische Probieren und Experimentieren kann beginnen ‒ und zum großen Vergnügen werden.

Jede der zwölf zweizeiligen Strophen ist Bestandteil einer doppelseitigen Collage, assoziativ, und anspielungsreich gestaltet: so verbirgt sich ein Kind hinter einer Froschmaske oder tauchen auf der Kater-Seite übergroße rote Stiefel auf. Ein Teil der Schrift ist aus Buchstaben und Silben zusammengesetzt, ausgeschnitten aus Zeitungen, die der Gedicht-Entstehungszeit (50er Jahre des 20. Jh.) entstammen. Daneben stehen in Jandl-Manier geschriebene Vorschläge für spielerisch-kreative Aktionen, z. B. Sprechanweisungen. Maslowska lädt aber auch ‒ ganz Dada ‒ zu Unsinn ein. So empfiehlt sie, ein Gedicht in eine Tüte zu sprechen und diese zu verschenken. Damit kommt sie Jandl sehr nahe. Kenntnisreich spielt sie auf dessen Interessen, Passionen an, wenn sie z. B. vorschlägt, Jazzmusik zu hören ‒ wohl wissend, dass Jandl ein großer Jazzkenner und -liebhaber war.

Dieses Buch ist ein visueller, haptischer und akustischer Genuss: in dunkelblaues Leinen gebunden, mit geprägtem Text und eingeklebter Illustration auf dem Buchcover, weinrotem Vor- und Nachsatzpapier, einer CD mit der Originalaufnahme des Textes, gesprochen von Jandl selbst, inneliegend. Ganz gemäß Jandls Absicht, „zum Mitspiel aufzufordern“, können Kinder und Erwachsene selber „jandln“ und das Gedicht erweitern: Welche Tiere leben noch auf dem Land, welche Laute geben sie von sich?

(Der Rote Elefant 31, 2013)