Baby an Bord
Illustration: Emma Chichester Clark
Aus dem Englischen von Andreas Steinhöfel
40 Seiten
ab 4 Jahren
€ 14,00

„Einmal vor vielen Jahren, war da ein Baby in seinem Kinderwagen“ beginnt die Geschichte, angesiedelt in einem britischen Seebad. An jenem Morgen spielen Kinder fröhlich am Strand und passen auf das Baby auf … bis ihr Drache davonfliegt. Sie eilen dem Drachen nach, das Baby bleibt zurück. Als es in seinem Kinderwagen von der Flut aufs Meer hinausgetragen wird, klatscht es voller Freude in die Hände. Auf dem ständig schaukelnden Meer kümmern sich die Spielzeuge Puppe, Panda und Hase rührend darum, dass es dem Baby gut geht. Sie geben ihm die Flasche, schöpfen mit dem Buddeleimer Wasser aus dem  Kinderwagen und bringen es mit Hilfe eines Riesenfischs und eines Papageientauchers glücklich wieder an Land. Zum Schluss liegt das Baby sicher-geborgen in seinem Bett zu Hause …

Allan Ahlberg gilt in England als „Master Storyteller“ der Kinderliteratur. Hier erzählt er mit viel englischem Humor, stilsicher übersetzt von Andreas Steinhöfel, eine aufregende Geschichte, worin sich ein Ausflug ans Meer zu einem unglaublichen Abenteuer ausweitet. Dafür nutzt er das Motiv von plötzlicher Gefahr und wundersamer Rettung bzw. tradierte Elemente der klassischen englischen Kinderliteratur. Auch Clarks Bilder zeigen anfangs konventionell-idyllische  Strandszenen mit adretten Kindern in hellen Rüschenkleidchen und Schwimmanzügen. Harmonie und Nostalgie pur, nichts signalisiert Gefahr. Mit jedem Umblättern wächst jedoch die Dramatik: „… wenig später wurden Wind und Wellen lauter und größer und verwandelten sich … in einen Sturm.“ Letzterer Satzfetzen überschreibt eine beeindruckende, düster blau-grau-weiß gestaltete Doppelseite, worin der winzige Wagen auf mächtigen Wellenbergen treibt. Das Baby scheint in der Weite des tosenden Meeres verloren und hoffnungslos den Elementen ausgeliefert. Die Künstlerin arbeitet meist mit Bleistift und Tusche, wobei sie die Tusche mehrfach schichtet, was den Bildern Tiefe verleiht. Gekonnt wechseln die Bildpanoramen mit Panels, die, mit Text unterlegt, einzelne Handlungsschritte erzählen. Erwachsene fehlen in dieser Kinderwelt. Als Helferfiguren agieren allein vermenschlichte Spielzeuge bzw. Tiere, was der  angesprochenen Altersgruppe emotional sehr vertraut ist.

Als Buchvorbereitung könnte eine Phantasiereise unternommen werden. Die Kinder sitzen im Kreis, darin ein blaues großes Tuch, von einer CD ertönen Meeresgeräusche. Wo sind wir? Angeleitet imaginieren die Kinder einen aufkommenden Sturm, das Tuch wird zum „bewegten“ Meer. Nachdem sich der „Sturm“ gelegt hat, fährt ein Puppenwagen mit Babypuppe und weiteren Spielzeugen auf das „Meer“ … Was könnte geschehen sein? Nach Mutmaßungen gibt das Buch Auskunft.

(Der Rote Elefant 37, 2019)